Zum Hauptinhalt springen
Ausstellung „Glücksinsel“ noch bis 18. November zu sehen

Malerei von Sabine und Oliver Christmann im Kornhaus Leutkirch



Foto: Herbert Eichhorn
Hokusais berühmte „Große Welle“ in einem Gemälde von Sabine Christmann.

Leutkirch – Trotz der zuletzt ungewöhnlich milden Temperaturen, die uns der Klimawandel beschert, lässt sich nicht mehr verdrängen, dass es Herbst wird. Der bringt immer mal wieder Regentage und grauen Himmel mit sich. Da freut man sich natürlich über ein buntes Ausstellungsplakat vor dem Kornhaus, das für eine Ausstellung mit dem Titel „Glücksinsel“ wirbt. Noch bis zum 18. November sind dort Gemälde von Sabine und Oliver Christmann zu sehen.

Das Plakat zur Ausstellung im Kornhaus

Rühriger Galeriekreis

Die Ausstellung mit dem Künstlerpaar, das im malerischen Residenzstädtchen Bartenstein im Hohenlohischen lebt und arbeitet, war ursprünglich bereits für Frühjahr 2020 geplant und wurde wegen Corona verschoben. Es ist die dritte Ausstellung des Galeriekreises Leutkirch in diesem Jahr. Alle seine drei Projekte widmeten sich vorrangig der Malerei und damit dem Thema Farbe: den Sommer über mit geradezu elementarer Wucht in Werken von Heiko Herrmann und schon im Frühjahr mit stilleren Farbräumen von Dietlinde Stengelin.

Sabine Christmanns „Schillernde Gesellschaft, mit großem blauen Freund“ und Oliver Christmanns „Ohne Titel, PA 7“

Zwei ganz unterschiedliche Bildsprachen

Zwei ganz unterschiedliche BildsprachenDie Ausdruckskraft der Farbe ist auch das, was einen zuerst anspricht, wenn man zu den Ausstellungsebenen über der Stadtbücherei hochgestiegen ist. Dabei arbeiten die beiden Künstler völlig unterschiedlich. Eine kraftvolle, ungebrochene Farbigkeit zeichnet die Gemälde von Oliver Christmann aus. In den Arbeiten von Sabine Christmann dominiert dagegen das Weiß. Seine Werke sind ungegenständlich. Sie pflegt eine feinnervige realistische Malerei. Aber beides geht prima zusammen. Und so verwundert es einen nicht zu erfahren, dass das Ehepaar regelmäßig gemeinsam ausstellt. Die Erfahrung im gemeinsamen Ausstellen spürt man auch in der Leutkircher Bilderschau, in der die Abfolge der Arbeiten klug choreografiert ist. Und klug choreografiert ist letztlich auch die Malerei der beiden.

Die Stillleben von Sabine Christmann

Sabine Christmann, die an den Akademien in Stuttgart und Karlsruhe studiert hat, malt Stillleben. Wie bei vielen Künstlern, die sich auf diese Bildgattung konzentrieren, sind es immer wieder ähnliche Objekte, die sie in Öl oder Acryl festhält. Es ist im Grunde eine Art Versuchsanordnung, in der sie die Gegenstände in stets neuen Variationen arrangiert: Mit einer weißen Wand als Hintergrund und einer spiegelnden Fläche davor schafft sie gewissermaßen eine Bühne. Auf dieser haben die Gegenstände, die in der Regel einfach nebeneinander aufgereiht werden, dann ihren Auftritt.

Sabine Christmanns „Flâner (trügerische Ruhe)“

Hokusais „Große Welle“ und ein Eichendorff-Gedicht

Die Malerin schöpft dabei offensichtlich aus einem umfangreichen Fundus von häufig exquisiten Verpackungen oder Gefäßen, die wahrscheinlich von Reisen mitgebracht wurden: edle Papiertaschen und -tüten aus Museumsshops, ungewöhnliche Glas- und Plastikfläschchen, auffällige Getränkedosen. Dazwischen auch mal eine Tasse oder ein Kaffeebecher in schönem Design. Da prangt auf einer Papiertasche die berühmte „Große Welle“ des Japaners Hokusai, das – neben Leonardos Mona Lisa – vielleicht berühmteste Kunstwerk überhaupt. Eine andere erinnert an einen Blockbuster der Frankfurter Schirn Kunsthalle, die Ausstellung „Impressionistinnen“ von 2008. Mitbringsel aus dem Shop von Fernsehkoch Schuhbeck finden sich ebenso wie solche vom Edelkaufhaus Galerie Lafayette. Aber man entdeckt auf den Tüten auch Texte, etwa ein Zitat von Picasso oder ein romantisches Gedicht von Eichendorff.

Vergängliche Pracht

Es sind sehr bewusst ausgewählte Gegenstände, die den Betrachter auf eine Welt des kulturellen oder kulinarischen Genusses verweisen. Das hat in der Stilllebenmalerei Tradition. Man denke nur an die prachtvollen Gemälde aus der Barockzeit. Dort wurden kostbare Objekte wie etwa chinesisches Porzellan oder teure exotische Früchte in überbordender Fülle aufgehäuft. Allerdings gemahnte in allen diesen Bildern immer zumindest  e i n  Detail an die Vergänglichkeit dieser Pracht und damit letztlich an die Endlichkeit unserer menschlichen Existenz. Das konnte zum Beispiel, eine geschälte Zitrone, ein wurmstichiger Apfel oder ein angeknackstes Gefäß sein. Ein bisschen etwas davon findet sich tatsächlich auch in den Stillleben von Sabine Christmann. So sind bei ihr die edlen Papiertaschen wohl nicht zufällig oft zerknittert, die Getränkedosen und die Flaschen nicht zufällig schon geleert.

Das alles, die Gegenstände selber, aber auch ihre Spiegelungen, wird von der Künstlerin akribisch, aber doch mit lockerem Pinsel auf Leinwand und Papier gebracht. Besonders wichtig sind dabei die Weiß- und hellen Grautöne vor allem in den großflächigen Hintergründen und spiegelnden Ebenen. Sie bestimmen entscheidend den Eindruck der Arbeiten mit. Die Farbigkeit der Gegenstände setzt dazu dann Gegenakzente.

Werke von Oliver Christmann auf der ersten Ausstellungsebene

Die ungegenständlichen Bilder von Oliver Christmann

Das Zusammenspiel von flächigen und kleinteilig strukturierten Partien zeichnet auch die grundsätzlich abstrakten Schöpfungen von Oliver Christmann aus. Allerdings arbeitet er durchweg mit einer starken Farbigkeit. Wie seine Frau beschäftigt auch ihn eine einzige, im Prinzip ganz einfache Grundkonstellation, die er in stets wieder neuen Variationen erprobt. Das Bildfeld seiner schmalen Querformate ist immer aufgeteilt in zwei, in der Regel nicht gleich große Teile. Da gibt es einen auf den ersten Blick einfarbigen, monochromen Bereich.

Spuren des Entstehungsprozesses

Im anderen Teil des Bildfeldes finden sich rhythmisierte, sich in der Fläche regelmäßig wiederholende Strukturen, die zum Teil an Blüten erinnern. Man hat den Eindruck, nur einen Ausschnitt zu sehen und dass sich die Strukturen und Muster potentiell in alle Richtungen unendlich fortsetzen könnten. Auch in diesen Bereichen findet die Farbe der anderen Hälfte Verwendung. Sie wird aber zu Formen in komplementären Farben in Bezug gesetzt. In diesen Partien ahnt man die intensive Arbeit des Malers mit dem Material Farbe im Zuge des Entstehungsprozesses eines Gemäldes. Die Farbe wird aufgetragen, zum Teil wohl auch locker gestempelt. Dann wird die Farbe offensichtlich mit einer Spachtel oder einer Rakel, die über die Bildfläche gezogen werden, teilweise wieder abgetragen.

Auf der zweiten Ausstellungsebene

Die Möglichkeiten der Malerei

Es sind tatsächlich zwei völlig unterschiedliche Herangehensweisen, die die Werke der beiden Christmanns auszeichnen. Aber in der Leutkircher Präsentation ergänzen sie sich zu einer eindrucksvollen Demonstration der unterschiedlichen Möglichkeiten der Malerei. Der Ausstellungstitel „Glücksinsel“ soll wahrscheinlich dafür stehen. Tatsächlich verlässt man die Ausstellung recht beschwingt. Auf dem Weg zum Auto stapft man durchs Herbstlaub und denkt: „Auch bunt. Klar, anders. Aber auch schön.“
Text und Bilder: Herbert Eichhorn

Die Galerie im Kornhaus

montags 9.00 bis 18.00 Uhr
mittwochs 14.00 bis 18.00 Uhr
donnerstags 10.00 bis 12.00 und 14.00 bis 19.00 Uhr
freitags 14.00 bis 18.00 Uhr
samstags 10.00 bis 12.00 Uhr
sonntags 15.00 bis 17.00 Uhr
Allerheiligen 15.00 bis 17.00 Uhr




NEUESTE BEITRÄGE

Leutkirch
Vernissage am 13. April, 15.00 Uhr

Ricarda Wallhäuser lässt ihre Drucke im Kirchenraum schweben

Leutkirch – Eine Kunstausstellung ist derzeit in der Galluskapelle auf dem Winterberg bei Leutkirch zu sheen. Die in Leutkirch und Berlin lebende Künstlerin Ricarda Wallhäuser hat acht Collagen auf großformatige Stoffbanner gedruckt und lässt diese zwischen den Säulen der Kapelle im Kirchenraum schweben. Titel der Ausstellung: „Wir Passagiere“.
Passionsspiele in Engerazhofen – Julian Aicher berichtet

Berührend

Engerazhofen – Ein milder, trockener Abend mit klarem Ostermond über dem Kapellenberg war dem Passionsspiel in Engerazhofen gestern Abend (12.4.) beschieden. Starker Besuch (darunter Oberbürgermeister Henle mit Frau, Landrat Sievers, der Abgeordnete Haser). Berührende Inszenierung. Dem Ernst des Gegenstandes entsprechend gab es am Schluss keine Beifallsbekundungen. Schweigend und nachdenklich ging man auseinander. Unser Reporter Julian Aicher war dabei. Nachstehend sein Bericht. Die Fotos stamm…
Kunst in der Galluskapelle

Ricarda Wallhäuser lässt ihre Drucke im Kirchenraum schweben

Leutkirch – Mit einer Kunstausstellung beginnt das Jahresprogramm der Galluskapelle auf dem Winterberg bei Leutkirch. Die in Leutkirch und Berlin lebende Künstlerin Ricarda Wallhäuser hat acht Collagen auf großformatige Stoffbanner gedruckt und lässt diese zwischen den Säulen der Kapelle im Kirchenraum schweben. Titel der Ausstellung: „Wir Passagiere“.
Volkshochschule Leutkirch e. V.

Jetzt zu neuen vhs-Kursen anmelden

Leutkirch – Für Kursangebote, die nach den Osterferien starten, sind noch Plätze zu belegen, informiert die Volkshochschule.
Aus dem Jugendgemeinderat

„Der voll schöne Platz“

Leutkirch – Dienstagabend, 8. April, ab 18.00 Uhr. Der Jugendgemeinderat kommt im Saal des Verwaltungsgebäudes am Gänsbühl zusammen. Insgesamt zwölf Leute. Diesmal ohne Oberbürgermeister oder Bürgermeister. Der Jugendgemeinderat besprach unter anderem die Jugendkonferenz am 9. Mai in Leutkirch, das Jugendkino und den neuen Freiland-Treff mit Grillplatz hinter den Tennisplätzen bei der Kempter Straße. Für ihn wird noch ein Name gesucht.
Nach 21 Jahren im Führungsamt

Verabschiedung von Feuerwehrkommandant Michael Klotz

Leutkirch – Am vergangenen Dienstag (8.4.) wurde der bisherige Feuerwehrkommandant der Großen Kreisstadt Leutkirch, Michael Klotz, in einem feierlichen Rahmen im Bocksaal verabschiedet. Zusammen mit Weggefährten aus der Blaulichtfamilie wurde eine Feier organisiert, die seinen langjährigen, unermüdlichen Einsatz für die Stadt würdigte.
reuzung der Kurzen Straße mit der Eschachstraße

Polizei sucht Zeugen zu Auffahrunfall

Leutkirch – Noch unklar ist der Hergang eines Verkehrsunfalls, der sich am Donnerstag (10.4.) gegen 20.30 Uhr an der Kreuzung der Kurzen Straße mit der Eschachstraße ereignet hat. Der 18 Jahre alte Fahrer eines roten VW Golf war dem 26-jährigen Lenker eines schwarzen VW Golf aufgefahren, der entstandene Sachschaden ist gering. Nach dem Zusammenstoß fuhr der 18-Jährige zunächst weiter, kam dann aber selbstständig zum Polizeirevier. Da es zum Unfallhergang verschiedene Aussagen gibt, unter andere…
In Zusammenarbeit mit den Johannitern

Generationendialog macht Fortschritte

Leutkirch – Mit dem Projekt „Generationendialog Leutkirch“ verfolgt die Stadt Leutkirch seit Anfang letzten Jahres das Ziel, den sozialen Zusammenhalt generationenübergreifend zu stärken. Unterstützt wird die Stadt dabei von der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V., die das Projekt personell und räumlich durch das Begegnungszentrum „Sonnentreff“ in der Eschachstraße 8 begleitet. Nächster wichtiger Termin: 15. Mai.
Polizei bittet um Hinweise

Reifen zerstochen

Leutkirch – Am helllichten Tag hat ein bislang unbekannter Täter am Mittwoch auf dem Parkplatz eines Baumarkts in der Zeppelinstraße zwei Reifen eines Pkw zerstochen. Der Wagen war zwischen 6 und 15.45 Uhr auf dem Parkplatz abgestellt.
Vortrag im „Bock“ am 27. April

Das Kriegsende in Leutkirch ist Thema

Leutkirch – Im April jährt sich zum 80. Mal das Kriegsende in Leutkirch. Die Alliierten drangen damals aus westlicher Richtung immer weiter ins Allgäu vor. Wann würden sie Leutkirch erreichen? Welche Einheiten waren das überhaupt? Würde es zu Kampfhandlungen kommen? Die nahe Heeresmunitionsanstalt war bis über den Rand angefüllt mit Munition und Kampfstoffen.

MEISTGELESEN

Leutkirch

TOP-THEMEN

Leutkirch
Gedanken zu Ostern Von Bernhard Müller Kann man einem anderen zeigen will, dass er sich irrt, muss man beachten…
Wolfegg – Vor Kurzem wurde die Ausstellung „1525 – Bauernkrieg in Oberschwaben“ im Bauernhausmuseum in Wolfegg eröffnet…
Wolfegg – Mit dem Aufstand der Bauern vor 500 Jahren sei in Oberschwaben und im Allgäu Weltgeschichte geschrieben worde…

Einzelhandel, Dienstleistungen und Handwerk in Allgäu-Oberschwaben

ANZEIGE
ANZEIGE

VERANSTALTUNGEN

Leutkirch