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Nachfahre der Familie Gollowitsch

Leutkirch trauert um Peter Forbes



Foto: Stadt Leutkirch
Peter Forbes 2014 im ehemaligen „Kaufhaus Anker“, als er sich auf Einladung von OB Hans-Jörg Henle ins Goldene Buch der Stadt eingetrug. Der „Anker“ gehörte einst der Familie Gollowitsch.

Leutkirch – Peter Forbes ist im Alter von 84 Jahren gestorben. Er war der Enkel von Friedrich und Lilly Gollowitsch, einem jüdischen Ehepaar aus Leutkirch, das 1942 ermordet wurde. Er war der Sohn von Margot Forbes, geborene Gollowitsch, die als einzige ihrer Familie überlebte. Mit seinem Tod endet die familiäre Linie der Gollowitschs, einer einst angesehenen Familie, die tief in Leutkirch verwurzelt war.

Die Familie Gollowitsch, ursprünglich aus Polen stammend, betrieb seit Ende des 19. Jahrhunderts das Kaufhaus „Anker“ in der Marktstraße 27. Ihr Geschäft galt in den 1920er-Jahren als das größte Textilhaus im württembergischen Allgäu. 1938 wurde das Kaufhaus zwangsenteignet und die Familie 1941 und 1942 deportiert. Nur Margot und ihrer Cousine Ilse gelang die Flucht. Margot Forbes ließ sich in England nieder und arbeitete hart, um sich und ihren Sohn Peter durchzubringen. Später führte sie ein erfolgreiches Textilgeschäft, in das Peter einstieg und das er bis 1990 leitete.

In Gesprächen mit Peter Forbes wurde immer wieder spürbar, wie schwer es für ihn und seine Mutter war, sich der Erinnerung an das Schicksal ihrer Leutkircher Familie zu stellen. Sieben der neun Mitglieder der Familie fielen dem Holocaust zum Opfer, nur Margot und Ilse konnten überlebten. Da Ilse in Amerika keine Kinder hatte und auch Margots einziges Kind Peter kinderlos blieb, gibt es nun keine direkten Nachkommen mehr der Familie Gollowitsch.

Leutkirch hatte für Peter Forbes immer eine besondere Bedeutung. Schon als Junge besuchte er mit seiner Mutter die Stadt und bewahrte die Erinnerungen an seine Familie stets in seinem Herzen. 2014 folgte er der Einladung der Stadt und trug sich in das Goldene Buch der Stadt ein. Sein Besuch war ein bewegender Moment innerhalb der Erinnerungskultur, die in Leutkirch seit Jahrzehnten aktiv gepflegt wird. Durch Archivarbeit wurde Emil Hösch auf das Schicksal der Familie Gollowitsch aufmerksam. Er hat dieses aufgearbeitet und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Auch die verstorbene Hildegard Kappler engagierte sich in der Erinnerungsarbeit und suchte den Kontakt zu Margot Forbes. Stolpersteine, Gedenkveranstaltungen und Ausstellungen erinnern an die Familiengeschichte der Gollowitschs und anderer jüdischer Bürger der Stadt.

„Ein Moment der Versöhnung“

„Mit dem Tod von Peter Forbes verlieren wir nicht nur einen außergewöhnlichen Menschen, sondern auch das letzte direkte Bindeglied zur Familie Gollowitsch“, so Oberbürgermeister Hans-Jörg Henle. „Sein Besuch in Leutkirch 2014 war für uns ein sehr bedeutender Moment des Gedenkens und der Versöhnung. Sein Andenken wird in unserer Stadt lebendig bleiben.“

Peter Forbes wird, ebenso wie seine Mutter, im Garten seines Hauses in Oxford bestattet. Sein Tod hinterlässt eine schmerzliche Lücke, doch sein Vermächtnis und das Gedenken an die Familie Gollowitsch werden in Leutkirch weiterhin bewahrt.




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