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Kommentar

Grüne Enteignung



Der Biber als „Problemtier oder als Chance für zerstörte Gewässersysteme“ – so der Titel eines Vortragsabends am Dienstag, 8. Oktober, im Café „Alte Schule“ in Friesenhofen. Soll das Fell-Tier dabei helfen, die Artenvielfalt zu retten, braucht es „Fläche, Fläche, Fläche“. Das erklärte der Biberbeauftragte Franz Spannenkrebs aus Laupheim.

Dann nahm der studierte Biologe und Gymnasiallehrer ein Wortpaar in den Mund: „Grüne Enteignung“. Damit sprach er eine Umwelt-Politik an, die am Dienstagabend in Friesenhofen andere aufgriffen. Etwa Hofs‘ Ortsvorsteher Franz Dietrich. Der Landwirt wollte von Vortragsredner Spannenkrebs wissen: „Finden Sie die grüne Enteignung eigentlich richtig?“.

„Enteignung“ – ein Wort, das eher im Zusammenhang mit kommunistischen Staaten erwähnt wird. „Enteignung“ – ein letztes rechtliches Mittel, wenn der Staat Aufgaben wahrnehmen muss, die sich sonst nicht anders regeln lassen – etwa beim Straßenbau.

„Grüne Enteignung“ – was sie konkret für ihn bedeutet, schilderte Landwirt und Ortschaftsratsmitglied Christian Rottmar aus Hofs am Dienstagabend. Er beackert Maisfelder auch entlang der nahen Hofser Ach. Sie gluckert nicht nur naturnah durchs Tal, sondern gilt auch noch als ökologisch vergleichsweise vorbildlich. So sagt’s Landwirt Rottmar. Dabei helfen Bäume dem Gewässer. Sie spenden Schatten – und halten so die Ach kühl. Erfreulich offenbar für Fische.

Der Biber knabbert Bäume dort an. Sie sterben daran. Landwirt Christian Rottmar wollte neue pflanzen. Solche, die der Biber eher selten annagen soll. Dafür wünschte sich der Bauer das Recht, die Baum-Pflanzung als Ausgleich für Erweiterungsbauten an seinem nahen Gehöft amtlich bewerten zu lassen. Das wiederum verweigerten ihm Leute aus den Behörden. So Rottmars Schilderung.

Der Landwirt wird so zwar nicht rechtlich „enteignet“, aber in seiner beruflichen Arbeit behindert. Diese (un-?-)heimlich „grüne Enteignung“ ärgert ihn. Verständlich. 

Wer also sowohl den Biber als auch andere (Wasser-)Tiere schützen will, kann dies so bewerkstelligen, dass die nahe Landwirtschaft trotzdem ackern kann. Siehe Landwirt Rottmar an der Hofser Ach. Nicht das eigentliche Ziel des Natur-Schutzes, sondern bürokratische Blockaden scheinen daher das Problem zu sein. Ein Problem, das sich auch ohne „Enteignung“ erkennbar lösen ließe. 

Gute Politik zeichnet sich unter anderem durch Interessen-Ausgleich aus. Mit Kompromissen. Ob „kalte“ oder „grüne Enteignung“ die richtigen Wege dorthin weisen, darf bezweifelt werden, meint
Julian Aicher

Transparenzhinweis: Bildschirmzeitungsreporter Julian Aicher lebt an der Hofs Ach.




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