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Bericht von der Bürgerinformation am 1. Februar

Flüchtlingsfamilie im Rathaus Hofs?



Foto: Julian Aicher
Könnte in seinem Obergeschoss bald Geflohene wohnen? Das leerstehende ehemalige Rathaus Hofs. Links der Kindergarten.

„Ich kann Ihnen versprechen: Es kommen keine männlichen Einzelpersonen mehr.“ Diese Zusicherung hörten am Donnerstagabend (1.2.) gut 20 Personen im „Florianstüble“ in Ausnang. Sie waren zur „Bürgerinformation“ der Stadt gekommen. Thema: Mögliche Flüchtlingsunterbringung im ehemaligen Rathaus Hofs. Dazu erläuterte Manuela Wacker-Günther aktuelles. Sie ist bei der Stadt zuständig für „Jugend, Soziales, Integration“.

Das ehemalige Rathaus in Hofs.

Das ehemalige Rathaus Hofs steht leer. Das Gebäude gehört der Stadt Leutkirch. „Jetzt ist vorgesehen, die Wohnung dort an eine mehrköpfige Familie zu vermieten.“ Also vier Zimmer auf rund 100 Quadratmetern im ersten Obergeschoss des Gebäudes. So Ortsvorsteher Franz Dietrich am Donnerstagabend im Ausnanger „Florianstüble“: Manuela Wacker-Günther von der Stadtverwaltung ergänzte, das Ganze sei geplant als „Anschlussunterbringung“ von Flüchtlingen. Diese weise der Landkreis Ravensburg der Großen Kreisstadt Leutkirch derzeit monatlich zu.  Möglicherweise handle es sich dabei um eine irakische Familie. Aber: „Das Verteilsystem des Landkreises ist für mich nicht transparent.“

„Kein Bus, kein Telefon“

Schon einmal lebten im ehemaligen Rathaus Hofs Geflohene aus Afrika – um das Jahr 2015/2016. Diese seien aber „nicht glücklich“ gewesen. Begründung: „Kein Bus, kein Telefon.“ Auch aufgrund solch schlechter Voraussetzung sei die Flüchtlingsunterbringung im Rathaus Hofs „ein Thema, das keiner gerne mag“, wie Ortsvorsteher Franz Dietrich sagte. Deshalb hoffe die Stadtverwaltung auf Leute aus Hofs oder Ausnang und Umgebung, die etwa „mal eine Fahrt machen“, um die Gäste vom Rathaus Hofs in die Kernstadt zu bringen. So begründete ebenfalls Manuela Wacker-Günther, „warum ich jetzt hier bin, um die Ortschaft um Unterstützung zu bitten.“

Derzeit 140 Geflüchtete in der Stadt

Wacker-Günther berichtete von jetzt rund 140 Geflüchteten in Leutkirch. Rund doppelt so viele wie 2017. Zu ihnen gehörten 40 „alleinstehende Männer“ – außerdem  zusammenlebende Familienmitglieder. Neben Zugezogenen aus Syrien kämen viele aus der Ukraine. Seit Beginn des Krieges dort – Februar 2022. Wacker-Günther: „Es konnte sich damals keiner vorstellen, dass das so lange geht.“ Leutkirch insgesamt gelte als „bunte Stadt“ mit Bewohnerinnen und Bewohnern aus bis zu 150 Nationen. Darunter viele, die seit Jahren und Jahrzehnten hier arbeiten. Neuerdings angekommenen Flüchtlingen biete die Stadtverwaltung Unterkünfte in Leutkirch selbst, aber auch in den Teilorten Adrazhofen, Herlazhofen, Ottmannshofen, Heggelbach, Niederhofen – und voraussichtlich auch bald das Ex-Rathaus Hofs.

„Dann ist ein großes Thema die gesellschaftliche Integration.“ Soll heißen: „Wir müssen versuchen, denen unsere Werte und Normen zu vermitteln. Von der Kehrwoche bis zum Stehen an der roten Ampel.“ Dazu diene bei der Stadt ein „Integrationsmanagement“. Es stehe auch freiwilligen Flüchtlingshelferinnen und -helfern bei. Ortsvorsteher Franz Dietrich: „Wenn sich ein paar Personen dazu bereit erklären, hätten die anderen im Dorf weniger damit zu tun.“ Eine der Anwesenden trug sich direkt nach der Bügerinformation am Donnerstagabend im „Florianstüble“ Ausnang in die Liste freiwilliger Hilfsbereiter ein. Dies Liste hatte Manuela Wacker-Günther vom Bereich „Jugend, Soziales, Integration“ aus der Stadtverwaltung mitgebracht. Hilfsbereite fänden Beratung und Unterstützung bei Fachleuten der Stadtverwaltung, versicherte Manuele Wacker-Günther. Fahrtkosten und andere Auslagen würden meist aus der Staatskasse ersetzt. In anderen Orten der Großen Kreisstadt habe sich das gut entwickelt: „Herlazhofen läuft sehr gut.“

Sowohl Wacker Günther als auch Dietrich nannten „Hofs ein schwieriges Thema“ für die Fluchtunterbringen. Kein Bus, kein Telefon. Das Telefon sei bei Räumung des Rathauses abgeschaltet worden, berichtet Ortsvorsteher Dietrich. Und die Netzqualität im Hofser Achtal sei bekannt. Eine der Beschäftigten des Kindergartens hinter dem Ex-Rathaus erklärte: „Der Kindergarten ist voll.“

„Ich kann an meinem Hof niemand schwarz schaffen lassen“

Dass die Begeisterung der Anwesenden am Donnerstagabend im „Florianstüble“ nur begrenzt wirke, hänge nicht von „Ausländerfeindlichkeit“ ab. „Ich habe selber ungarische Mieter“, sagte der Hofser Landwirt Christian Rottmar. Die Zustimmung der Bevölkerung zu den Geflüchteten zeige sich viel eher, „wenn die relativ schnell Arbeit bekommen.“ Dies verhindere aber die Bürokratie und ihre Bestimmungen. Rottmar hätte sogar mal gerne einen Dunkelhäutigen an seinem Hof beschäftigt, „aber ich kann auf meinem Hof niemand schwarz schaffen lassen“. Dem wollte Ortsvorsteher Dietrich nicht widersprechen. Jetzt aber gelte es, im Hofser Achtal selbst die besten Wege zur Unterbringung zu finden. Was auf Bundes- und Landesebene beschlossen werde, könne von Ausnang aus kaum beeinflusst werden. Dietrich: „Wir haben halt so blöde Gesetze.“

Besser das leestehende Pfarrhaus?

Alt-Stadtrat und Biogas-Pionier Franz Krug aus Reischach fragte: „Wie sieht das mit dem Pfarrhaus aus?“ Hintergrund der Erkundung: „Das steht leer.“ Eine „christliche Gemeinde “ wie Hofs-Ausnang übe doch sicherlich Barmherzigkeit und denke wie er, wenn er sage: „Ich finde das eigentlich schade, dass das leer steht.“ Zustimmung von Ortsvorsteher Franz Dietrich: „Ich würde das Gebäude da oben auch als besser sehen“ – zumal das ehemalige Rathaus unten als „ein sensibles Gebiet mit dem Kindergarten“ gelte . Manuela Wacker-Günther bestätigte, dass das Pfarrhaus oben mit Steuergeldern renoviert worden sei. Dort solle womöglich ein neuer Vikar einziehen. „Der kann sich dann auch gleich noch um die die kümmern“, meinte ein Anwesenderr. Wacker-Günther versprach, diesen Fragen nachzugehen.

Das historische Pfarrhaus in Hofs.

Noch sei allerdings unsicher, ob überhaupt Flüchtlinge nach Hofs kommen. Und auch unklar, wann und wieviele aus welchem Land. Manuela Wacker-Günther betonte, es würde sie freuen, wenn sich noch einige Hilfswillige bei ihr melden würden. Ganz unverbindlich unter Telefon   0 75 61  /  87  118   und unter manuela.wacker-guenther@leutkirch.de.
Text und Fotos: Julian Aicher




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