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Wertvolle Glasmalerei

Chorfenster in der Pfarrkirche Wuchzenhofen erstrahlen wieder wie anno 1895



Foto: Julian Aicher
Freundinnen und Freunde religiöser Kunst unter den frisch renovierten leuchtenden Chorfenstern. Sie zieren seit 1895 die Pfarrkirche Wuchzenhofen, heuer „Quadratzentimeter für Quadratzentimer“ renoviert. Unser Bild zeigt, vordere Reihe, von links nach rechts: Kreis-Kulturreferent Dr. Max Eiden, Dr. Peter Eitel (ehemaliger Stadtarchiv-Direktor von Ravensburg) und den evangelischen Dekan Martin Hauff aus Ravensburg. Rechts neben Hauff Dr. Patrick Kuchelmeister, der stellvertretende Vorsitzende des Vorstands der Kreissparkasse Ravensburg. Ganz rechts steht Dr. Manfred Schöner, der ehemalige Vorsitzende des „Vereins zur Erhaltung Sakraler Kulturgüter e. V“. Zweite Reihe hinter Dr. Peter Eitel und Marin Hauff, mit Brille, fast in der Bildmitte: Ravensburgs Alt-Landrat Kurt Widmaier. Zweitletzte Reihe – eher oben – von links nach rechts: Architektin Cornelia Welte, Kirchenpflegerin Maria Schmid und Dr. Katharina Bechler, heute Leiterin der Museen hessischer Schlösserverwaltung (zuvor im Kreiskulturamt Ravensburg). Oben in der Mitte: der ehemalige Dekan Heinz Leuze.

Wuchzenhofen – Besonderer Besuch in der Kirche St. Johannes Baptist Wuchzenhofen am Dienstag, 14. November: Der Altlandrat war gekommen, ein ehemaliger Dekan, ein amtierender Dekan, ein pensionierter Archivdirektor und Buchautor, der designierte Sparkassen-Chef, die Leiterin der Museen der hessischen Schlösserverwaltung, der Leiter des Kreiskulturamtes, die örtliche Kirchenpflegerin und … Es war der Verein zur Erhaltung sakralen Kulturguts e. V., kurz, „der Heiligenverein“, der in der Pfarrkirche zusammengekommen war, um sich von der Starkenhofer Architektin Cornelia Welte erklären zu lassen, wie die „sehr wertvolle Glasmalerei“ vor allem der Chorfenster von 1895 jetzt renoviert worden ist – wozu der einst von Landrat Dr. Blaser gegründete „Heiligenverein“ seinen Obolus beigetragen hat.

Eine illustre Runde. Altlandrat Kurt Widmaier, der ehemalige Dekan Pfarrer Heinz Leuze und Ravensburg pensionierter Archivchef Dr. Peter Eitel  waren am Dienstagnachmittag in der Wuchzenhofener Kirche ebenso zu sehen wie der stellvertretender Vorstandsvorsitzende der Kreissparkasse Ravensburg, Dr. Patrick Kuchelmeister, die Leiterin der Museen der hessischen Schlösserverwaltung Katharina Bechler, Kreiskulturchef Dr. Maximilian Eiden, Martina Rist von der Kreissparkasse und Martin Hauff, evangelischer Dekan von Ravensburg. Nicht zu vergessen: Wuchzenhofens Kirchenpflegerin Maria Schmid. Samt einiger Bürgerinnen und Bürger vom Ort. 

In 40 Jahre 300 Projekte gefördert

Sie alle belebten den Kirchenbau auf Einladung des „Vereins zur Erhaltung sakraler Kulturgüter e.V.“. Dieser 40 Jahre alte Zusammenschluss unter den Fittichen der Kreissparkasse hat inzwischen rund 300 Fördermaßnahmen zum Bestandsschutz von Kirchenkunst in der Region durchgeführt. Jetzt hat er 5000 Euro für die Wuchzenhofer Kirchenfenster gegeben. Bis 2024/2025 dürfte er so insgesamt etwa fünf Millionen Euro gestiftet haben. Damit zeigt sich der Verein als einer von mehreren Fördertöpfen der Kreissparkasse. Dr. Patrick Kuchelmeister: „Jeder Bürger im Kreis erhält so pro Jahr umgerechnet ungefähr 18 Euro aus Zuwendungen der Kreissparkasse.“ 

„Beeindruckende Kirche“

Anlass der Zusammenkunft am Dienstag in der Kirche Wuchzenhofen: die frisch renovierten Fenster. Und die Erläuterungen dazu von der betreuenden Architektin Cornelia Welte aus Bad Wurzach-Starkenhofen. Diese bezeichnete es als „Wunder, dass eine so kleine Gemeinde eine so beeindruckende Kirche hat“.  (In der Ortschaft lebten 2021 insgesamt 2104 Personen.) Fast gleich die Einschätzung dazu von Dr. Peter Eitel, dem ehemaligen Chef des Stadtarchivs Ravensburg. Eitel schwelgte, wie großzügig allein das Chorgestühl in Wuchzehnhofen wirke. Dafür brachte der Chronist Oberschwabens eine schlüssige Erklärung mit: „Wuchzenhofen gehörte zu den Freien auf der Leutkircher Heide.“  

Die Freien der Leutkircher Heide

Zu den „Freien“ zählten nicht wenige Bauernfamilien. Sie sollen sich wohl spätestens bis um das Jahr 1300 zu genossenschaftsähnlichen Strukturen zusammengeschlossen haben. Mit eigenem Gericht – wie das Gemälde Erwin Hennings in der Grund- und Werkrealschule Wuchzenhofen zeigt. Und: allein dem Kaiser unterstellt – keinem adligen Landherrn der Region.  Bis zum Reichsdeputationshauptschluss 1803. Ravensburgs ehemaliger Stadtarchivar Dr. Peter Eitel erläuterte am Dienstagnachmittag im Wuchzenhofener Gotteshaus, diese „Freien“ hätten weniger Abgaben und Steuern zu entrichten gehabt. Demnach sei ihr Wohlstand gewachsen. Und so auch ihr Geldvermögen. 

Der bäuerliche Wohlstand habe nachgewirkt. Über die Mediatisierung anno 1803 hinaus. War noch wirksam im Jahre 1895. Erbrachte Spenden für die damals neuen, bunten Chorfenster. Es entstand damals eine „sehr wertvolle Glasmalerei“, wie Architektin Cornelia Welte am Dienstagnachmittag erklärte. Entstanden unter Mitarbeit von Tiroler Fachleuten und der Leutkircher Glaserei Manual (Langhaus), schienen diese Fenster mehrmals bedroht. Nämlich 1948 und 1966/67 vom Kunstverein der Diözese Rottenburg. Der hatte offenbar angeregt, die „künstlerisch wertlosen Buntglasfenster“ zu entfernen, um mehr Licht ins Kircheninnere zu lassen. Architektin Cornelia Welte erläuterte, diesen Rat habe die Kirchengemeinde Wuchzenhofen „aus Geldmangel“ zurückgewiesen. 

Quadratzentimeter für Quadratzentimeter 

Und so blieben die bunten Kunst-Zeugnisse von 1895 bis heute weitgehend erhalten. Renovierungen seit damals hinterließen „ziemlich dicke Würste aus Kautschuk“, erzählt Bauüberwacherin Welte. Die Malereien selbst seien mühevoll „Quadratzentimeter für Quadratzentimeter“ von Restauratoren wieder hergerichtet worden. Insgesamt berichtet Cornelia Welte von einer „sehr diffizilen Arbeit“. Durch Spenden und sparsames Handwerken seien dafür letztlich statt der erwarteten 200.000 Euro Kosten nur rund 100.000 angefallen. Mit Zuwendungen aus verschiedenen Quellen. Zum Beispiel von der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Aber eben auch vom „Verein zur Erhaltung Sakraler Kulturgüter eV“.  

Gläserne Spickzettel

Die illustre Runde erfuhr am Dienstagnachmittag, warum Architektin Cornalie Welte glaubt, dass die mit Rosenkranz-Motiven bemalten Chorfenster „früher wahrscheinlich Spickzettel“ fürs Beten waren. Und manch älteres Vereinsmitglied erkannte bei sich durchaus noch gottesdienstliche Fähigkeiten. So stand Altlandrat Kurt Widmaier mehrere – lange – Minuten hinter dem Altar – Blickrichtung Kirchenbänke. Wirkte fast wie ein Zelebrant. Auf die schmunzelnd vorgetragene Frage des Bildschirmzeitung-Reporters, ob Widmaier gleich noch eine Messe feiern wollte, lächelte dieser – und gestand: „Als Kind habe ich Pfarrer gespielt.“
Julian Aicher

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(Fotos: Christine Abele-Aicher)



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Fotos: Christine Abele-Aicher

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