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Jugendgemeinderat

Bildungsmesse, Grillplatz, „Mohren-Brücke“ und mehr: Es wurde eine Vielzahl an Themen behandelt



Leutkirch – Montagabend kurz nach 18.30 Uhr im Sitzungssaal des Neuen Rathauses. Sieben junge Leute, dazu Oberbürgermeister Hans-Jörg Henle und Carmen Scheich, bei der Stadt für Jugendfragen zuständig, sowie weitere Sitzungsgäste kommen zum Jugendgemeinderat Leutkirch zusammen. Später zeigt sich noch ein einzelner Besucher auf den Rängen. Mangels genügend anwesender Gewählter kann nicht beschlossen werden – nur „anberaumt“ (etliche JGR-Räte waren verhindert und entschuldigt). Es geht bei der Sitzung um ein breites Themenfeld von der „Bildungsmesse“ bis „Schule trifft Politik“. Auch um den neuen Grillplatz beim Tennisheim. Und gegen Schluss noch um die „Mohren-Brücke“. Unser Reporter Julian Aicher war dabei:

Jugendgemeinderatskino

Jugendgemeinderat Florin Vlad Moraru berichtet, „dass das Projekt gut läuft“; er meint damit das Jugendgemeinderats-Kino, das „bald beginnen kann“. Die Bildschirmzeitung wird das Thema zum gegebenen Zeitpunkt aufgreifen.

Dann ruft Jugendgemeinderats-Vorsitzender Luis Kistler die „Paint & Talk-Weihnachtsaktion“ als Tagesordnungspunkt auf. Sie verursache „so ungefähr 60 Euro Kosten“. Ratskollegin Simone Kopp berichtet von einer Einladung auf Papier „einstweilen in einer kleinen Gruppe“. Luis Kistler ergänzt: „Der Rest kommt dann auf ,Signal‘.“

Am 24. November

Weiter geht’s mit einem Veranstaltungshinweis. Am 24. November um 17.30 stehe eine „Solidaritätskundgebung“ im Kalender.  Luis Kistler: „Wir wollen aller Frauen im Krieg gedenken – mit Kerzen.“ Carmen Scheich erklärt, Ziel sei es, „achtsam zu werden für Gewalt gegen Frauen“.

„Parteipolitisch neutral“

Anschließend begrüßt Jugendgemeinderatsvorsitzender Luis Kistler einen Gast: Fritz Rinninger von der Schüler-Union Ravensburg. Der bedankt sich freundlich für die Einladung und führt dann aus: „Wir leben in turbulenten Zeiten. Und was wir jetzt brauchen, sind überzeugte Demokraten.“ Rinninger ruft zur Mitarbeit auf. „Wir sind bis jetzt ungefähr zehn Mitglieder – durchaus auch noch ausbaufähig.“ Auf Anfrage von Jugendgemeinderätin Almina Begic, ob das Ganze was mit der CDU zu tun habe, antwortet Rinninger: „Wir werden von der CDU finanziert.“ Dazu sagt Jugendgemeinderats-Vorsitzender Luis Kistler: „Als Jugendgemeinderat möchte ich sagen, dass wir parteiungebunden sind.“ Andererseits betont Kistler: „Ich finde es relativ super, dass sich Parteien da engagieren.“

Am 28. November

Nächster Veranstaltungshinweis: „Schule trifft Politik.“ Und zwar am 28. November mit offiziellem Beginn ab 8.30 Uhr und Programm-Kern ab 10.30 Uhr in der Geschwister-Scholl-Schule. Luis Kistler führt aus, „dass das so eine Art Jugendhearing wird“ (…) mit dem Landratsamt und dem Kreisjugendring“. Carmen Scheich: „Da werden immer zwei einen Tisch betreuen und die Ergebnisse präsentieren. Mit dabei sein werde auch Christian Netti vom Kreisjugendring, ergänzt Scheich. Und ruft zur Mitarbeit auf: Man brauche zehn Jugendgemeinderäte für die politische Tischbetreuung. „Zehn werden wir da nicht hinkriegen“, schränkt Luis Kistler ein. Aber: „Wir stellen das auf jeden Fall mal auf ,Signal‘.“

Das liebe Geld

Es ist noch Geld übrig vom Jahr 2023. Über die Bundes-Aktion „Demokratie leben“. Damit lassen sich schon mal 500 Kugelschreiber für 370 Euro anschaffen, erläutert Jugendgemeinderats-Vorsitzender Luis Kistler. Sein Ratskollege Constantin Künst fragt: „Gibt es noch irgendwelche Aktionen, die Fördergelder brauchen?“ Und rät dann zum Abwarten, bis man Genaueres wisse. Carmen Scheich entschuldigt die verhinderte Maria Hönig; diese verwaltet „Demokratie leben“ in Leutkirch. Und Hönig hatte darauf aufmerksam gemacht, dass noch etwas im „Demokratie leben“-Topf übrig sei. Das müsse vor Mitte Dezember abgerufen sein. Wenn nicht, gehe das Geld an die Bundeskasse zurück. Oberbürgermeister Hans-Jörg Henle sähe es da lieber, wenn das Geld am Ort verbliebe, so etwa bei jenen, die Jugendaustausch mit den Partnerschafts-Gemeinden pflegen.

Die 72-Stunden-Aktion

„Meine Rechenkunst ist begrenzt“, bekennt Jugendgemeinderats-Vorsitzender Luis Kistler. Aber für die Kugelschreiber reichen die Finanzmittel noch, beruhigt ihn Carmen Scheich. Freilich befasst sich der Jugendgemeinderat mit weit mehr als mit Kino und Kugelschreibern. So berichtet Ratsmitglied Constantin Künst: „Ich wurde angesprochen von den ,Mutmachern‘.“ Diese planen eine „72-Stunden-Aktion“. Künst: „Die haben Bock, das mit uns zu bauen.“ Damit meint Künst den geplanten Freizeitbereich mit Grillplatz nahe des Tennnisheims. Carmen Scheich: „Da gibt es genug zu buddeln.“ Gemeinsam 72 Stunden mit den „Mutmachern“, das wäre eine „coole Aktion“, meint Carmen Scheich. Oberbürgermeister Hans-Jörg Henle ergänzt: „Wir sind gerade bei der Baugenehmigung.“ Peter Feuerstein vom Bauhof könne den jungen Leuten Details nennen. Schließlich würde das Ganze mit mehreren Händen erarbeitet.  Scheich: „Die können ja nicht einen kompletten Grillplatz bauen.“ Im Frühjahr 2024 soll’s handfest losgehen.

Am 4. Dezember

Jetzt, zum Fest der Feste, steht für den Jugendgemeinderat aber erstmal die Weihnachtsfeier an. Sie soll am Montag, 4. Dezember, im Kalender stehen. Direkt nach der Jugendgemeinderatssitzung im Jugendhaus. Und die ist für 17.30 Uhr anberaumt. Carmen Scheich: „Letztes Jahr habt Ihr Spaghetti gekocht.“ Florin Vlad Moraru schlägt „mal was anderes“ vor. Almina Begic fände es gut, „wenn jeder eine Kleinigkeit mitbringt“. Luis Kistler bietet an, das über „Signal“ mitzuteilen. Oberbürgermeister Henle schlägt schmunzelnd „Sauerkraut“ vor, stößt damit aber auf keine Gegenliebe.

Wie soll die „Mohrenbrücke“ künftig heißen?

Dann befasst sich der JGR mit einer Verkehrsfrage. Aber nicht mit Hinweis-, Verbots- oder Warnschildern. Sondern es geht um einen Namen. Genauer: um die „Mohren-Brücke“.  Der Name habe „nichts mit Rassismus zu tun“, meint Oberbürgermeister Hans-Jörg Henle. Jugendgemeinderat Constantin Künst: „Da gibt es verschiedene Ansichten.“ Zum Beispiel von Stadtrat Jochen Narr (SPD). Ihn stört offenbar, wie die „Mohren-Brücke“ genannt wird. Deshalb gebe es am Montag, 4. Dezember eine Veranstaltung dazu, „was man da machen kann“. So die Ankündigung von Jugendgemeinderat Constantin Künst am Montagabend gegen Sitzungsende. Oberbürgermeister Hans-Jörg Henle: „Da habe ich schon öfter mit Jochen Narr gesprochen.“ Die beiden Herren scheinen sich einig zu sein, dass sie in dieser Frage uneins sind. Am 4. Dezember wird Jochen Narr wohl nicht an der „Mohren-Brücken“-Beratung des JGR teilnehen können;  voraussichtlich findet an jenem Tag auch der reguläre Gemeinderat statt. Und da werde Jochen Narr als gewählter Stadtrat erwartet – und nicht bei Namens-Beratungen zur „Mohrenbrücke“.

Während Constantin Künst betont, es gehe zunächst darum, erstmal „ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass sich durch die Bezeichnung Mohrenbrücke jemand diskriminiert fühlen könnte“, blockt OB Henle mit Verweis auf die amtlichen Straßenbezeichnungen ab. Henle: „Eine Mohrenbrücke gibt es bei uns nicht.“ Die derzeit bau-saniert gesperrte Überfahrt über die Eschach Richtung Wangen trage nämlich „keine offizielle Bezeichnung“. Von „Mohren-Brücke“ werde allgemein nur gesprochen, weil sich das Bauwerk nahe dem Brauereigasthof „Mohren“  befinde, „genauso wie früher die ,Strauß-Brücke‘ beim Gasthof ,Strauß‘ “.  

Widerspruch. Das, was Oberbürgermeister Hans-Jörg Henle da ausführe, sehe Stadtrat Jochen Narr wiederum ganz anders. Und der habe ich sehr intensiv damit befasst, ob der Name „Mohren-Brücke“ rassistisch wirken könne. So Jugendgemeinderat Constantin Künst am Montagabend.  Klar: Der Volksmund nennt sie einfach „Mohren-Brücke“. Aber inzwischen würden ja viele auch von „X“ sprechen, statt – wie zuvor – von „Twitter“. Die Leute seien also durchaus lernfähig.

Für Hans-Jörg-Henle hat die „Mohren-Brücke“ „nichts mit Rassismus zu tun“. Das Wort „Mohren“ für Apotheken und Gaststätten erinnere in der katholisch-latinischen Sprache vielmehr an den verehrten Mauritius. Der habe etwa aus Afrika Heilkräuter mitgebracht. Deshalb ziere ein dunkelhäutiges „Mohren“-Gesicht zum Beispiel auch das Coburger Stadtwappen. Eine „sinnbefreite Studentenaktion“ aus Berlin habe verlangt, dass dieses Symbol entfernt werde. Den Studiosi sei von der bayerischen Stadt kürzlich mitgeteilt worden: „Das wurde uns nur einmal verboten – nämlich im Dritten Reich.“ 

Mehr als genug Diskussions-Stoff also zur „Mohren-Brücke“. Womöglich schon bevor sie überhaupt wieder überschritten werden kann – geschweige denn befahren. Dem Jugendgemeinderat Leutkirch kann jedenfalls kaum nachgesagt werden, er blende Verkehrsprobleme aus. Auch nicht, wenn es um Namen geht.

Eisbahn braucht noch Helfer

Aufs Eis gelockt. So fühlen kann man sich vom 30. November 2023 bis 7. Januar 2024 auf der Eisbahn, die nahe des Kornhauses für Winterzauber sorgen soll. Dafür werden „noch fleißige Helfer gesucht“, sagte am Montagabend die Kinder- Jugend- und Familienbeauftragte der Großen Kreisstadt Leutkirch, Carmen Scheich. Sie begleitet den Jugendgemeinderat beratend. Mehr dazu unter jugendgemeinderat@leutkirch.de oder in Instagramm über instagram@jugendgemeinderat leutkirch.

Lob vom OB: „Ihr wart sehr gut vorbereitet“

Wie war’s bei der Bildungsmesse? „Ich habe eine ganz gute Rückmeldung bekommen“, sagte Carmen Scheich am Montagabend. Jugendgemeinderats-Vorsitzender Luis Kistler fragte derweil etwas provokant, „wie viele Speditionskauffrauen da rauskommen.“ „Ich fand’s sehr gut“, bestätigte auch Oberbürgermeister Hans-Jörg Henle und lobte den Jugendgemeinderat: „Ihr wart sehr gut vorbereitet.“ Henle fragte, „ob man das kombinieren kann“, nämlich die Bildungsmesse und die „Jobmesse für Geflüchtete“. Dazu habe sich vor allem das Landratsamt Ravensburg bisher zurückhaltend verhalten, berichtete Carmen Scheich. Simone Kopp vom Jugendgemeinderat meinte: „Die Firmen hätten sich besser vorbereiten sollen“, während Carmen Scheich auf die Internetseite der Geschwister-Scholl-Schule verweist. Dort seien die Informationen der Betriebe gut abrufbar. Luis Kistler: „Es wird immer besser – von Jahr zu Jahr.“ Man dürfe „auch mal ein Lob äußern. Das kommt ja eh‘ selten vor.“
Unter Download findet Ihr die Geschäftsordnung des Leutkircher Jugendgemeinderates



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