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Passionsspiele in Engerazhofen – Julian Aicher berichtet

Berührend



Foto: Julian Aicher
Passion vor Alpenkulisse – Die Szenerie in Engerazhofen ist beeindruckend.

Engerazhofen – Ein milder, trockener Abend mit klarem Ostermond über dem Kapellenberg war dem Passionsspiel in Engerazhofen gestern Abend (12.4.) beschieden. Starker Besuch (darunter Oberbürgermeister Henle mit Frau, Landrat Sievers, der Abgeordnete Haser). Berührende Inszenierung. Dem Ernst des Gegenstandes entsprechend gab es am Schluss keine Beifallsbekundungen. Schweigend und nachdenklich ging man auseinander. Unser Reporter Julian Aicher war dabei. Nachstehend sein Bericht. Die Fotos stammen von ihm und seiner Frau Christine Abele-Aicher. Es gibt noch zwei Aufführungen: am heutigen Sonntagabend sowie am Karfreitag (18. April). Eintritt frei, Spenden erbeten. Beginn ist jeweils um 19.30 Uhr. Die Aufführungen finden bei jeder Witterung statt. Bitte Sitzgelegenheiten mitbringen. Mehr unter www.passionsspiele-engerazhofen.de.

Der Himmel gerötet.

Der Esel steht bereit für den Einzug in Jerusalem.

Jesus betend am Ölberg.

Das Letzte Abendmahl.

Der Weg nach Golgotha.

„Ein neuer Himmel und eine neue Erde“

Samstagabend, 12. April, um etwa 19.00 Uhr. Eine kaum zählbare Schlange Autos aus Richtung Leutkirch/Bettelhofen zieht sich in den Ort Engerazhofen. Der Ansturm lässt vermuten: Hier ist was los. Und tatsächlich haben sich rund 2000 Leute aufgemacht, um die erste Aufführung der „Passionsspiele Engerazhofen“ unterhalb der La-Salette-Kapelle 2025 zu besuchen. An ihnen wirken rund 350 Aktive mit – fast das ganze Dorf Engerazhofen macht mit. Zum Schluss der zweistündigen Veranstaltung tönen aus den Lautsprechern die Worte: „Ein neuer Himmel – und eine neue Erde“. Das Stück wird am heutigen Sonntagabend um 19.30 Uhr nochmals aufgeführt. Dann ein drittes Mal am Karfreitag um 19.30 Uhr. Eintritt frei. Spenden erbeten.

Eng in Engerazhofen. Am Freitagabend, 12. April, um etwa 19.00 Uhr schiebt sich eine endlos wirkende Schlange von Autos durch die schmalen Straßen des malerischen Orts. Schritttempo. Ihr Ziel: die erste Aufführung der Passionsspiele Engerazhofen seit  zehn Jahren. Die sechste überhaupt seit Beginn dieser Passions-Spiel Tradition im Jahr 2000. Nahe der La-Salette-Kapelle. 

Eine beeindruckende Kulisse. Am Abhang südöstlich der La-Salette-Kapelle Engerazhofen bietet sich nicht allein ein weiter Blick über Merazhofen bis zum Säntis. Die Wiese bietet rund 2000 Leuten Platz (so Veranstalterangaben). Sie sind mit eigenen (Klapp-)Stühlen hergekommen, um der Aufführung beizuwohnen. Diese dargestellt in einer Kulisse unterhalb des Abhangs. Ein selbstgebautes Bühnenbild, das wichtige Stationen des Lebenswegs von Jesus Christus handwerklich gekonnt zusammenfasst.

Gelebte Dorfgemeinschaft

Unter einem weiten Himmel. Wer an diesem Abend trotz der spannenden Szenen vor den Bühnen-Gebäuden einen Blick rundum wagt, sieht nicht nur einen leuchtend rötlichen Sonnenuntergang, sondern gegenüber den aufgehenden (Voll-)Mond. Er steigt auf über einem wenige hundert Meter entfernten Bauernhof. Von dort macht sich ein markanter Teil der Darstellenden Richtung Bühne auf: zwei mit Hufen hörbar trabende Rösser. Zu ihnen haben sich zuvor friedlich dreinschauende Esel gesellt. Beeindruckend: die rund 300 (Laien-)Schauspieler und Schauspielerinnen. Sie stellen sich zuvor um die Bühnengebäude auf die Wiese. Seit Oktober arbeitet 350 Aktive aus Engerazhofen und naher Umgebung daran, dass das Ganze gelingt. Gelebte Dorfgemeinschaft. Spielleitung: Alfred Sipple. Regie und Drehbuch: Waldemar Wrobel.

Nachdenken. Bevor das eigentliche Schauspiel beginnt, wird von den Bühnenbauten aus darum gebeten, die Mobiltelefone abzuschalten. Und: Bitte kein Applaus am Ende des Ganzen. Eher Nachdenklichkeit. Zu ihr regen Ansagen aus den Lautsprechern rund um die Publikumswiese an: „Selig sind die, die Frieden stiften.“ Mehr noch: „Selig sind die, die auf Gewalt verzichten. Denn Gott wird mit ihnen sein.“

Fabio Woitscheck und Robert Barensteiner

Gottes Sohn Jesus Christus. Heuer greifbar in Engerazhofen in Gestalt von Fabio Woitscheck und Robert Barensteiner. Wie der Zimmermann aus Nazareth vor rund 2000 Jahren in seinem Umfeld gewirkt hat, zeigen die Passionsspiele Engerazhofen den 2000 Zuschauenden am Publikumshang gleich anfangs anschaulich. Ein Blinder klagt über sein Leiden. Weder Farben noch Formen nehme er mit eigenen Augen wahr. Bis zu dem Augenblick, als er Jesus begegnet. Dieser segnet den Blinden – danach kann er wieder sehen. „Dein Glaube hat Dir geholfen“, erklärt Jesus Christus. Sehen nicht ausschließlich als optische Fähigkeit, sondern auch als spirituelle Wahrnehmung.

„Unser Vater im Himmel …“ Wie richtig gebetet werden soll, das spricht der Zimmermann aus Nazareth den Leuten um ihn rum vor. Sie sind ihm gefolgt. In Engerazhofen am Samstagabend (12. April) an einen Abhang. Auf dessen Anhöhe: das Kreuz, an dem Jesus später hängen wird. Derjenige Jesus, der zuvor auf einer anderen Wiese nahe der Bühnenbauten geweint hat. Aber auch derjenige Jesus, der sich auf der Bühne mit den Schriftgelehrten streitet: „Ihr Heuchler“, schimpft er auf sie. Denn: „Ihr seid nur an Eure Rituale gebunden. Die sind Euch wichtig.“ Ein Schalk, wer dabei empfindet, der ehemalige Engerazhofer Pfarrer Waldemar Wrobel habe als Verfasser des Passions-Spiele-Texts da auch auf heute verwiesen?

Wer pompöse Musik aus Lautsprechern mag, bekommt in Engerazhofen mächtig was auf die Ohren. Wer gerne tief gehende Klänge eines (Kirchen-?-)Chors genießt, findet bei den Passionsspielen ebenso Ohrenschmäuse. „Also lassen wir das Volk entscheiden“, sagt der römische Richter Pilatus auf der Bühne.

Das Volk auf dem Wiesenabhang gegenüber hat entschieden, dem beeindruckenden Schauspiel seine Aufmerksamkeit zu widmen.

Nach der Veranstaltung: Geduldig wirkende Menschenmassen. Zwischen La-Salette-Kapelle und der Straße Engerazhofen-Merazhofen hat eine Wiese einen Teil der kaum zählbaren Menge an Autos aufgenommen. Eines nach dem anderen sitzt sich in Richtung Straße in Bewegung. Von den anderen machen die meisten ihre Scheinwerfer an. Etliche lassen Motoren laufen. Ruhig wirkt dagegen jener Tesla, der ebenfalls mit erhellten Leuchten dasteht. Ingesamt ein Lichtermeer. Unter den vielen Leuten zu Fuß dort auch einige Schauspieler in ihrer Bühnenkleidung auf dem Weg ins Dorf Engerazhofen. Einer von ihnen mit Mobilfunk am Ohr und den Worten: „Grias di, Markus“. Apostel 2025? Gegen 22.00 Uhr tönt das Martinshorn eines Sankas in Engerazhofen.
Text: Julian Aicher / Fotos: Julian Aicher, Christine Abele-Aicher

Nächste Aufführungen

Heute, Sonntag, 13. April, um 19.30 Uhr
und
Karfreitag, 18. April, um 19.30 Uhr

Bei jedem Wetter
Eintritt frei
Spenden erbeten (zugunsten der Renovation der La-Salette-Kapelle in Engerazhofen).

Details zu den Passionsspielen in Engerazhofen

Szenen:

  • Heilung des blinden Bartimäus
  • Auf dem Berg der Seligpreisungen
  • Zu Besuch bei Martha und Maria
  • Segnung der Kinder
  • Auf dem Weg nach Jerusalem
  • Palmsonntag in der Stadt Jerusalem
  • Das Abendmahl
  • Am Ölberg
  • Jesus vor Pilatus
  • Der Kreuzweg
  • Die Kreuzigung

Spielleitung

  • Regie und Drehbuch: Waldemar Wrobel (Pfarrer in Salach bei Göppingen; einst Pfarrer in Engerazhofen)
  • Gesamtleitung: Alfred Sipple (Wolferazhofen)

Darsteller Jesus

  • Robert Barensteiner
  • Fabio Woitscheck

Eintritt

  • Wie bei den vergangenen Spielen verzichten wir auch dieses Mal auf ein Eintrittsgeld. Sie benötigen keine Karten ohne Reservierung. Wir freuen uns aber über eine Spende, die Sie nach dem Spiel an einer der Sammelstellen abgeben können. Alle Mitwirkenden handeln ehrenamtlich. Die Spenden bleiben zu 100 % in der Pfarrgemeinde Engerazhofen und werden in für die Renovierung und Instandhaltung der La Salette Kapelle verwendet.

Platzreservierung

  • Leider können wir keine Platzreservierungen annehmen. Bitte beachten Sie, dass es bei unseren Spielen keine Sitzplätze und Überdachungen gibt. Der Zuschauerbereich befindet sich auf einer Anhöhe bei der La Salette-Kapelle.
  • Für den Besuch bei uns empfehlen wir festes Schuhwerk und wetterfeste Kleidung. Gerne können Sie selber eine Sitzgelegenheit (Klappstuhl, Hocker …) mitbringen.

Parkplätze

  • Es gibt genügend kostenfreie Parkplätze für PKW direkt bei der La Salette-Kapelle. Auch für Busse halten wir Parkplätze bereit, bitten hier allerdings um eine kurze Vorabinformation.

Bewirtung

Im Eingangsbereich der Spiele gibt es ein kleines Verkaufszelt, in dem ein kleiner Imbiss sowie alkoholfreie Getränke (auch Tee) angeboten werden. Gerne dürfen auch mitgebrachte Getränke und Snacks auf dem Veranstaltungsgelände nach der Aufführung verzehrt werden. Wir bitten darum, dass kein Müll auf dem Gelände und Parkplatz zurückgelassen wird.

Entnommen der Webseite der Passionsspiele Engerazhofen



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