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Aus dem Aitracher Gemeinderat

Bei Mooshausen soll ein zweiter Windkraft-Turm entstehen



Aitrach / Mooshausen – Montagabend, 20. November ab 19.00 Uhr. Sitzung des Aitracher Gemeinderats im Pfarrhaus Mooshausen. Hauptthema: Information über zwei geplante Windtürme nahe Mooshausen. Dazu viele Erläuterungen von EnBW-Mann Michael Pflaum. Um die zehn Ratsmitglieder und Bürgermeister Thomas Kellenberger hatten sich über 20 Interessierte versammelt. Der Raum wirkte entsprechend rappelvoll. Bürgermeister Kellenberger: „Wir haben nichts zu beschließen. Das war heute erstmal eine Information.“

„Die Idee war ja, bewusst auch mal nach Mooshausen zu kommen.“ So Bürgermeister Thomas Kellenberger am Montag im örtlichen Pfarrhaus. Der Rat solle sich gerade dort informieren, „um auch die Mooshausener anzusprechen.“ Kellenberger ermunterte die anwesenden Bürgerinnen und Bürger, gleich vorab Fragen zu stellen. Wer aus dem Publikum erst bei den detaillierten Ausführungen nachhakte, bekam auch während der Sitzung Antworten.

„Wir haben wirklich über zwei Jahre einen eingehenden, langen Beteiligungsprozess gehabt“, betonte Bürgermeister Kellenberger. Da Bund und Land aber kürzlich neue Bestimmungen und Gesetze erlassen hätten, gelte es jetzt, auf diese neuen Gegebenheiten einzugehen. Vor allem aber flossen bei der Gemeinderatssitzung reichlich Informationen von EnBW-Projektierer Michael  Pflaum. Auch über einen zweiten geplanten Windturm im Wald bei Mooshausen.

Eine stürmischere Entwicklung. Michael Pflaum stellte sich den Ratsmitgliedern zunächst vor. Er arbeite seit 15 Jahren bei der Energie Baden-Württemberg (EnBW). Elf Jahre sei er dabei mit Windkraft befasst. Während der zurückliegenden zehn Jahre „habe ich einen ganz radikalen Wandel erlebt“. Die EnBW als Atom- und Kohlestrom-Konzern befände sich seither „auf gutem Weg“ zu erneuerbaren Energien. Mittelfristig auch aus wirtschaftlichen Gründen. Denn: „Der Wind und die Sonne kosten nach wie vor nichts“: Atom, Erdgas, Erdöl und Kohle kämen dagegen immer teurer.

163 Meter Nabenhöhe, 175 Meter Rotordurchmesser

„Wir haben einen großen Strombedarf“, betonte EnBW-Fachmann Pflaum am Montagabend in Mooshausen. Künftig womöglich sogar immer mehr – dank Elektroautos und Wärmepumpen. Mit ein Grund für die EnBW, zusätzlich zum bereits geplanten Windturm die Genehmigung für einen zweiten im Gemeindewald westlich Mooshausens zu beantragen. Dessen Nabe befände sich dann auf 163 Metern Höhe. Der Rotordurchmesser betrage 175 Meter. So käme das Windkraftwerk je nach Drehung auf bis zu 250 Meter Gesamthöhe. „Elektrische Leistung: sechs Megawatt“. Pflaum: „2026/2027 wäre voraussichtlich die Inbetriebnahme.“

Eins nach dem anderen. Bevor die EnBW aber die Details planen könne, habe zuerst mal der Regionalverband Bodensee-Oberschwaben zu entscheiden. So Bürgermeister Thomas Kellenberger am Montagabend in Mooshausen. Diese Planungsstelle befasse sich mit den Landkreisen Bodensee (Friedrichshafen), Ravensburg und Sigmaringen. Sie tage in dieser Sache am Mittwoch, 22. November wieder öffentlich in Bad Waldsee. (Dazu eine eigene Vorankündigung in der Bildschirmzeitung.)

Hintergrund: Die Bundesregierung habe kürzlich festgelegt, dass 1,8 % der Landesfläche als Vorranggebiet für Windkraft-Türme auszuweisen seien. 89 % der besagten Region Bodensee-Oberschwaben wurden vom Regionalverband inzwischen für Windkraft ausgeschlossen, berichtete am Montagabend Bürgermeister Thomas Kellenberger dem Aitracher Gemeinderat in Mooshausen. Jetzt gelte es, aus den verbleibenden 11 % noch die vorgeschriebenen 1,8 % Landesfläche für Windkraft festzulegen. Bis September 2025. Dazu gehöre auch Fläche im rund 45 Hektar großen Aitracher Gemeindewald bei Mooshausen. Der Gemeinderat greife heuer das Thema nochmals auf und gehe ab Anfang 2024 dann auf die Bürgerschaft zu.

Strom zum halben Preis in Mooshausen?

Auf Nachfrage von Peter Beuter, ob die EnBW auch bei denen nachfrage, die Privatwald besäßen, falls der Gemeinderat „Nein“ zum zweiten Windturm sage, antwortete EnBW-Mann Pflaum: „Der Spielraum für die zweite Anlage ist sehr begrenzt.“ Wohl derart stark, dass Turm Nummer zwei nur auf Gemeindegebiet sinnvoll wirke. Hohe Mitsprachemöglichkeiten also von Rat und Bevölkerung Aitrachs. Da wollte Tobias Roth dann schon genauer wissen, ob die 60.000 Euro, die die EnBW zusätzlich zu Betriebs-Anteilen, Pacht und Steuer aus Strom-Verkaufs-Einnahmen der Gemeinde Aitrach überlassen wolle, nun 60.000 Euro insgesamt betragen oder 60.000 pro Windkraftwerk. Pflaums Antwort: 60.000 komplett. Helmut Schmaus hakte nach, ob speziell die windturmnahe Mooshauser Einwohnerschaft an den Erträge der Windstromer „extra beteiligt“ werden könnten. Als EnBW-Fachmann Michael Pflaum darauf antwortete, die EnBW-Gewinn-Beteiligungen über 60.000 Euro kämen „an die Standortgemeinde und nicht an die Markung“, regte Schmaus an, doch der Mooshausener Bevölkerung den Haushaltsstrom zu einem „um fünfzig Prozent reduzierten“ Preis zu liefern. Das fand wiederum Bürgermeister Thomas Kellenberger schwierig. Kellenberger: „Ich habe jetzt auch keine Lösung.“ Diese sei aber am Montagabend gar nicht notwendig gewesen. Denn „das war erstmal eine Information.“ Eine vorerst ziemlich gründliche.

Und dann hatte der Gemeinderat im Pfarrhaus Mooshausen ja noch einiges andere zu besprechen. Mehr dazu später hier in der Bildschirmzeitung (DBSZ).
Julian Aicher




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