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Leserbrief

Geplante WKA-Standorte halten Wasser zurück



Zur Aussage von Bürgermeister Krattenmacher „Die Katastrophe lehrt uns neu zu denken“ im SZ Artikel „Die Gemeinde will an vielen Schrauben drehen – Aber auch die Bürger sind gefordert“ („Schwäbischen Zeitung“, Ausgabe Wangen, am 18. Juni gibt die BI PRO Mensch und Natur Kißlegg, der Verein Entwicklung Lebensraum Kißlegg e.V. (ELK e.V) und die Partner dieser Organisationen folgende Denkanstöße:

Das Suchgebiet der Windkraftanlagen (WKA) Kißlegg Ost-I zeigte gerade während der starken Niederschläge Anfang Juni seine wahre Stärken. In den zahlreichen Senken, den Auenbereichen entlang der kleinen Fließgewässer und in den Moorflächen wurden die enormen Wassermen­gen zurückgehalten, welche in überbauten und stark bewirtschafteten Flächen schwere Schä­den anrichteten. Diese Flächen sind gerade in diesen Zeiten für den Wasserrückhalt von aller­größter Bedeutung. Moore aller Typen speichern und geben bei Trockenheit verzögert Wasser ab und stabilisieren so den Wasserhaushalt. Die Mischwälder und Moore spielen zudem eine sehr wichtige Rolle bei der Grundwasserneubildung und ihre Speicherka­pazität liefert technik­freie und kostenlose Unterstützung bei solchen Starkregenereignissen.

Der Infrastrukturbau von WKA sorgt in solchen kleinräumig strukturierten Landschaftsbereichen allerdings für erhebliche Schäden. So führen unter anderem der Wegebau mit der erforderlichen parallelen Entwässerung und verbunden mit Bodenaustausch sowie Leitungstrassen zu Veränderungen des Bodenaufbaus, zu Bodenverdichtung und damit zu Störungen des gesamten Bodenwasser­haushalts. Gründungen und Fundamente für die Anlagen sind Störfaktoren, welche die schüt­zende Überdeckung des Grundwassers schädigen oder gegebenfalls stauende Schich­ten beziehubgsweise Grundwas­serstockwerke durchstoßen. Welche Auswirkungen die komplexen hydro­geologischen Verhält­nisse im Gebiet – unter anderem auch durch die Befahrung von sehr vielen Schwer­lastfahrzeugen – nachsichziehen, ist bisher wenig bekannt. Das Risiko ist daher entsprechend hoch einzuschätzen.

Die Betrachtung aller Ursachen und zu planenden Maßnahmen, welche im genannten SZ-Bericht aufgeführt, sind überwiegend nur von Technik geprägt! Die kostenlose Bereitstellung der natürlichen tech­nikfreien Leistungen des Waldes und der Moore bleiben unberücksichtigt. Generell sollten in Bezug auf den Klimawandel die gesamten Öko-Systemleistungen des Waldes und der Moore in erster Linie berücksichtigt werden! Nur der CO2-Blick ist zu wenig! Der Klimawandel erfordert zweifelsfrei neue Strategien, auch in Richtung der Bepflanzung des künftigen Waldes bli­ckend. Wie sich die neuen Waldbewohner, wie zum Beispiel Douglasie und Co. auf die Grundwasserent­wicklung und so weiter auswirken, das ist bisher wenig erforscht, spielt aber im Bereich der Wasserver­sorgung/-rückhaltung nicht nur im Bereich Kißlegg eine sehr wichtige Rolle.

Nicht das Drehen an vielen Schrauben ist notwendig, sondern der Blick auf das Unbeherrsch­bare und das Verständnis, dass die Natur in erster Linie ihren Lebensraum benötigt und alle  geplanten Maßnahmen sich nach der Natur zu richten haben!
BI PRO Mensch und Natur Kißlegg und Entwicklung Lebensraum Kißlegg e.V.
Armin Kohler, Waltershofen




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