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Kabarett

Zum Lachen in die Kirche gehen?  



Foto: Hans Reichert
Peter Schaal-Ahlers, Pfarrer am Ulmer Münster, und Søren Schwesig, Stadtdekan von Stuttgart, haben in der evangelischen Kirche in Bad Wurzach ihr Kabarett-Programm „Die Vorletzten“ dargeboten.

Bad Wurzach – Die Evangelische Kirche von Bad Wurzach war am Abend des 21. Februars rappelvoll.  Was gab es zu lachen?  Da ist der vielbeschäftige Kirchengemeinderat, die junge rothaarige Vikarin, die überlastete Pfarramtssekretärin und natürlich die typischen schwäbischen Gottesdienstbesucher – alles als Kabarett, dargeboten von Münsterpfarrer Peter Schaal-Ahlers aus Ulm und Søren Schwesig, Stadtdekan von Stuttgart, als kabarettistisches Duo  „Die Vorletzten“. Unser Reporter Hans Reichert war dabei und hat mitgelacht. Hier seine Eindrücke:

Schwäbische Typen

„I schaff beim Daimler und fahr en Jahreswaga. Meinem Nachbar, dem Mustafa, han i die Kehrwoche beibrocht, der macht sie heut mustergültig. Ganz anders als der andere Nachbar, der Kevin. Am Sonntagmorgen um halb Elfe ist der no im Bett, verpasst den Posaunenchor von der Stadtkirch‘ “.   Einschlafprobleme kennt unser Daimler-Facharbeiter nicht, denn er braucht am Abend bloß an seine Mieteinnahmen aus dem Objekt in Bad Cannstatt zu denken. Jeden Freitagabend ist er beim Kegeln, am Sonntag bei den Gartenfreunden Degerloch e. V. Für den Urlaub kennt er den preiswerten und sauberen Campingplatz an der Costa del Sol, wo halt auch lauter Schwaben sind. Ausschlafen am Sonntagmorgen geht nicht, weil das Gebimmel von den Kirchenglocken stört. „Muess des denn sei für die wenige, die in d‘ Kirch ganget?“ 

Leere Kirchenbänke

Man müsste halt neue Formen finden. Bei den Katholiken ist das kein Problem, da ist halt immer eine Messe. Geben tut es schon Krabbelgottesdienste, aber wie wär‘s mal mit einem Mit-Mach-Gottesdienst für Demente? Oder für interessantere Abkündigungen: „Wer geht mit wem fremd?“ Die müssten halt juristisch abgesichert sein durch die Dementi-Form: „Es stimmt nicht, dass die Anna Scheufele mit dem Gottlob Häfele was hat!“  

Ämter 

Beim Spendensammeln für die Turmsanierung ist derjenige Kirchengemeinderat am erfolgreichsten, der die Handwerker abgrast. Denn er hat auch ein Wort bei der Auftragsvergabe dazu. Die Pfarramtssekretärin ist natürlich ständig überlastet am Telefon, denn wo ist die Spendenbescheinigung und die Patenbescheinigung für den schon längst ausgetretenen Herrn Bertele? Und leider, seit die rothaarige Vikarin da ist, sind ihre Chancen auf „Frau Pfarrer zu werden“ im Sinkflug. 

Bauwut der schwäbischen Männer

Hütten fast im Serienbau hat er schon im Garten, also die älteste abreißen, zum Wertstoffhof bringen und auf dem Rückweg zum Baumarkt. Den Daimler-Kofferraum vollladen mit dem Sonderangebot an Bosch-Akkuschreiber und dem neuesten Kärcher-Hochdruckreiniger. Die Akkuschrauber daheim verteilen sich auf jedes Stockwerk, den Keller und die Garage, überall mindestens schon einer. Den Kärcher stellt er in die Garage, neben die beiden anderen in Originalverpackung.  

Liebe

Diesen Satz bring kein Schwabe heraus: „Ich liebe dich!“ Aber Peter Schaal-Ahlers singt seiner Gattin und für das Publikum ein schönes Liebeslied: „Was ich an dir mag!“ Allerdings sei das höchste Kompliment für eine Schwäbin, nach einem schaffigen Tag im Haus und im Garten: „Du siehst so abgschafft aus!“ 

Viel zu schaffen hatten die Lachmuskeln der Besucher, schaffige zwei Stunden, selten so gelacht, und das in der Kirche!

Aus der Homepage der beiden Kabarettisten und evangelischen Amtsträger

Peter Schaal-Ahlers: „Ich finde, dass Glaube und Humor Geschwister sind. Humor stellt infrage. Humor schützt einen davor, sich selbst allzu wichtig zu nehmen. Und Humor weiß um die Vorläufigkeit all unseres Planens und Tuns. Gerade den Evangelischen sagt mancher gerne nach, sie seien ein bisschen humorlos. Ein bisschen Distanz zum eigenen Laden tut manchmal auch ganz gut. Papst Johannes XXIII. hat mal gesagt: „Giovanni, nimm Dich nicht so wichtig.“

Zum Namen unseres Duos „Die Vorletzten“. Dietrich Bonhoeffer hat zwischen den letzten und den vorletzten Dingen unterschieden. Uns ist sehr wohl bewusst, dass unser Platz bei den vorletzten Dingen ist. Themen wie Vergebung, Tod und Sterben brauchen keinen Spaßfaktor.

Peter Schaal-Ahlers, Pfarrer am Ulmer Münster, und Søren Schwesig, Stadtdekan von Stuttgart, haben in der evangelischen Kirche in Bad Wurzach für viel Amüsement gesorgt. Namens der Evangelischen Kirchengemeinde Bad Wurzach dankte Pfarrerin Cora Boettiger (Bild).
Text und Fotos: Hans Reichert




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