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Leserbrief

Landschaftsschützer haben mit der Trassenführung nichts zu tun




Zu den nachstehend zitierten Sätzen von Wilfried Westphal in seinem am 26. März in der „Schwäbischen Zeitung“ (Ausgabe Leutkirch) veröffentlichten Leserbrief. Dort heißt es: „Wo waren die Landschaftsschützer, als die Bundesstraße gebaut wurde und warum fordern sie nicht heute eine Verlegung der Bundesstraße, wenn sie es mit dem Schutz des Riedes so genau nehmen?“

In seinem Leserbrief wirft Herr Westphal den Landschaftsschützern vor, gegen den Bau von Windkraftanlagen Front zu machen, aber, als die Bundesstraße (B 465) gebaut wurde, geschwiegen zu haben.
 2011 gehörte ich zu den Gründungsmitgliedern der BI Landschaftsschützer Oberschwaben/Allgäu e.V. Da gab es die B465 bereits einige Jahrzehnte. Von ihrem Vorläufer, der württembergischen Staatsstraße Nr. 54, wurde berichtet, dass sich dort ein Panzer festgefahren habe. 
Als ich 1971 das erste Mal von Bad Wurzach nach Unterschwarzach fuhr, sah diese Straße etwa so aus wie heute, nur war die Fahrbahn, bedingt durch den Untergrund, etwas buckelig.
Im Landesarchiv Baden-Württemberg finden sich Eintragungen um 1856 über einen Grunderwerb für den Ausbau der Staatsstraße Nr. 54 bis Iggenau. Auf einer Karte aus dem Jahre 1828 ist diese Straße auf der heutigen Trasse abgebildet.
 Der Grund für die Wahl dieser Trassen durch unsere Vorfahren ist leicht erkennbar: Es handelt sich um die kürzeste Verbindung zwischen Biberach über Bad Wurzach nach Leutkirch, die ohne größere Steigungen bzw. Gefälle auskommt. Wer heimatgeschichtlich einigermaßen beschlagen ist oder sich die Mühe macht, sich solche Kenntnisse zu erwerben, sieht: Mit der Trasse durch das Ried haben die Landschaftsschützer nichts zu tun.

Es ist richtig, dass anlässlich der Verleihung des Europadiploms Empfehlungen zur Verlegung der B465 und der Hochspannungsleitungen am Riedrand ausgesprochen wurden. Für die Straßenverlegung gab es sogar ein „Brainstorming“ der Straßenbaubehörden zur „Aufstelzung“ der Riedgeraden auf Betonpfeiler. Doch versiegte der „Brainstorm“ anlässlich der grob kalkulierten Kostenabschätzung ganz schnell wieder. Außerdem würden in den Moorkörper gesetzte Betonpfeiler schwer vorhersehbare Folgen zeitigen. Alternativrouten über Haidgau oder Dietmanns wurden, auch wegen ihrer ökologischen Begleitschäden und der nicht verantwortbaren Belastung der Anwohner, verworfen. Die angeblich nicht mögliche Verlegung der Hochspannungsleitungen dürfte eher eine Schutzbehauptung der Netzbetreiber darstellen, denn „normale“ Hochspannungsleitungen, also keine HGÜ-Leitungen (Hochspannungs- Gleichstrom-Übertragung), lassen sich ohne größere Probleme verkabeln.



Wer die massive Störung des Landschaftsempfindens beim Blick auf das Wurzacher Becken durch die jetzigen Hochspannungsleitungen nicht anerkennen  will, dem sei eine kleine Wanderung  vom Freizeitplatz an der Grabener Höhe in Richtung Graben empfohlen.

Von diesem Weg aus sieht man auch eine weitere, schwere Sünde gegen die Landschaft, in der wir leben: Die hässlichen Hüllen von großen Biogasanlagen. Während sonst bei jedem Stadel oder jeder Dachgaupe das Stadtbauamt oder sonstige Behörden zustimmen müssen, fehlt hier jede Empathie für die Landschaft. Eine einfache Sichtschutzbepflanzung hätte diesen Negativeindruck mildern können. Bis heute ist kein Wille zur Verbesserung erkennbar. Sollte der Riedturm je gebaut werden, wird der Anblick der Gasballons seine Besucher erfreuen.  

Eines sei Herrn Westphal versichert: Natürlich hätten wir Landschaftsschützer gerne die B465 raus aus dem Ried. Aber wir sind Realisten.
Hans-Joachim Schodlok, Bad Wurzach




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