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Aus Anlass des 750-jährigen Weiler-Jubiläums

Kapellengemeinschaft Brugg hat mit Innenrenovation begonnen



Foto: Gerhard Reischmann
Restaurator Erwin Roth bei der Abnahme einer Säule.

Brugg (rei) – Am 11. März 2024 waren es auf den Tag genau 750 Jahre, dass der Weiler Brugg erstmals in einer Urkunde erwähnt wurde. Damals vermachte der Ortsadlige Rudolf von Arnach dem Kloster Baindt zwei Höfe in Brugg. Das Ortsjubiläum wird im August gefeiert. Mit Blick auf die 750-Jahr-Feier sind die Brugger schon fest am Schaffen: Ihre Kapelle soll wie neu erstrahlen – zumindest im Innenraum. Die Außenrenovation steht später an.

Am Samstagnachmittag, 23. März, hörte man das Wummern zweier Kompressorhämmer aus dem Inneren der Brugger Rochus-Kapelle: Erhard Gut und Klaus Ringer schlugen den schadhaften Putz ab. Was in dem denkmalgeschützten Gebäude an Mauerwerk entfernt werden durfte, hatte einige Tage zuvor Restaurator Erwin Roth (Ausnang) nach einer bauhistorischen Untersuchung angezeichnet. Das galt auch für jene Bereiche an den Wänden, an denen die mittlerweile unansehnliche Leimfarbe entfernt werden sollte; Erwin Roth hatte das Arbeitsfeld vorgegeben und ein halbes Dutzend Schaffer hatte am Morgen des 23. März sich mit Schwamm und Kübel ans Werk gemacht.

Bereits im Jahre 2021 hatte Kreisdenkmalpflegerin Ursula Rückgauer die Kapelle, die zuletzt im Jahre 1984 restauriert worden war, in Augenschein genommen und die restauratorische Linie festgelegt. So ist vorgesehen, im Bereich des zeitgenössischen Fliesenbodens einen Luftschlitz zu schaffen, einen „diffussionsoffenen Randstreifen“, wie sie in einer Aufgabenbeschreibung formulierte; der soll dafür sorgen, dass nicht wieder Feuchtigkeit in die Wände hochsteigt. Im Altarbereich und im Mittelgang liegt ein historischer Terrazzoboden; dort ist eine solche Öffnung nicht statthaft.

Der Altar von 1722

Im Zentrum der Maßnahmen steht die Restaurierung des von 1722 stammenden Altares. Erwin Roth wird sich seiner annehmen und den vom Arnacher Pfarrer Dr. Johann Wilhelm Rom (1683 – 1752) gestifteten Altar in seinem Atelier in Ausnang herrichten. Die Kosten dieser Maßnahme und auch die Kosten der Putz- und Malerarbeiten sind weitgehend finanziert. Unter Heranziehung von Mitteln der sechs Eigentümerfamilien und des Fördervereins „Freunde der Brugger Kapelle“ e.V. sowie dank erheblicher Zuwendungen von privater Seite und aus öffentlichen Fördertöpfen kann die Maßnahme gestemmt werden; die Kostensumme beläuft sich auf 23.500 €.

Der Kreuzweg von 1851

Ursprünglich nicht vorgesehen, sollen nun die 14 aus dem Jahre 1851 stammenden Kreuzwegtafeln (Öl auf Holz) ebenfalls restauriert werden. Dafür gab es bisher dankenswerterweise Spenden und Spendenzusagen über 2100 €. Damit war die Voraussetzung geschaffen, um sieben der 14 Tafeln, die von der Hand des aus Eintürnen stammenden Vedutenmalers Josef Anton Mohr (1809 – 1888) stammen, zu restaurieren. Für die übrigen sieben Tafeln hatte die Kapellengemeinschaft am Morgen des 25. März um 9.00 Uhr über die Bildschirmzeitung um Spenden gebeten. Zur Mittagszeit meldete sich ein Gönner aus Bad Wurzach und sagte, er übernehme die Kosten für die restlichen Tafeln. Er und die anderen Spender machen damit der Kapellengemeinschaft eine Riesenfreude, denn es sähe einfach imperfekt aus, wenn im frisch hergerichteten Innenraum die „angestaubten“ Kreuzwegtafeln aufgehängt würden.

Die Brugger festen an zwei Tagen

Geweiht ist die ums Jahr 1700 erbaute Brugger Kapelle – eine Vorgängerkapelle ist bereits 1584 erwähnt – den Heiligen Rochus (Hauptpatron) und Sebastian (Nebenpatron). Es versteht sich, dass die Wiedereröffnung am Rochustag stattzufinden hat, also am 16. August. An jenem Tag wird der restaurierte Altar enthüllt und es wird eine Heilige Messe gefeiert; Zelebrant ist Pater Hubert Veeser, das Rochus-Quintett umrahmt die Eucharistiefeier musikalisch. Aus Platzgründen sind diese Feierlichkeiten den Bruggern, den Mitgliedern des Fördervereins und den Spendern vorbehalten. Zwei Tage später, am 18. August, halten die Brugger mit Ortspfarrer Patrick Meschenmoser in der Pfarrkirche Arnach eine Dankandacht, die musikalisch von den Soulsisters Judith und Ruth Angele gestaltet wird. Diese konzertante Andacht ist für jedermann offen (19.00 Uhr). Anschließend gibt es eine bewirtete Zusammenkunft, bei der Lichtbilder von der Renovation sowie zur Brugger Geschichte gezeigt werden und das Rochus-Quintett weltliche Lieder singen wird (voraussichtlich im Gemeindehaus St. Ulrich).

Nachstehend Fotos aller 14 Kreuzwegstationen, deren Restaurierung dank großzügiger Spenden inzwischen gesichert ist.

1. Station: Jesus wird zum Tode verurteilt.

2. Station: Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern.

3. Station: Jesus fällt zum ersten Mal unter dem Kreuz.

4. Station: Station: Jesus begegnet seiner Mutter.

5. Station: Simon von Cyrene hilft Jesus das Kreuz tragen.

6. Station: Veronika reicht Jesus das Schweißtuch.

7. Station: Jesus fällt zum zweiten Mal unter dem Kreuz.

8. Station: Jesus begegnet den weinenden Frauen

9. Station: Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuz

10. Station: Jesus wird seiner Kleider beraubt

11. Station: Jesus wird an das Kreuz genagelt

12. Station: Jesus stirbt am Kreuz

13. Station: Jesus wird vom Kreuz abgenommen und in den Schoß seiner Mutter gelegt

14. Station: Der heilige Leichnam Jesu wird in das Grab gelegt

Der erste große Arbeitstag

Abwaschen und Abschlagen – das war am 23. März angesagt, nachdem der Altar von Erwin Roth Tage zuvor ausgebaut und nach Ausnang transferiert worden war; das Gestühl war bereits im Januar ausgebaut und im Hof Josef Kling zwischengelagert worden. Hier Bilder der Schaffer:

Kapitell einer Altarsäule mit hölzerner Unterlegscheibe; verbunden sind die Elemente mit einem Holzzapfen (der Altar stammt von 1722; im 18. Jahrhundert wurde wenig Eisen verwendet).

Unter Download ist ein Faltblatt mit Informationen zum Brugger Altar und zum Brugger Kreuzweg hinterlegt. Das Faltblatt geht detailliert auf den Wurzacher Kunstmaler Josef Anton Schley (1833 – 1898) ein, dem das Altarblatt im von 1722 stammenden Altar zu verdanken ist. Lange war man der Meinung gewesen, dass das Altarblatt – wie die baulichen Teile des Altares – von 1722 stamme. Dann wäre es sehr wahrscheinlich gewesen, dass das Bild von Johann Gabriel Roth geschaffen worden wäre (was ursprünglich wohl der Fall war); J. G. Roth war just in jenem Jahr für die Arnacher Kirche tätig gewesen (die dortigen Apostelbilder stammen von ihm, geschaffen 1722 im Auftrag von Pfarrer Dr. Johann Wilhelm Rom, der im selben Jahr den Brugger Altar gestiftet hat). Was dagegen neuerdings vermutet wurde – so von Pater Hubert Veeser, Maria Steinbach, und dem Kunsthistoriker Herbert Eichhorn, Reutlingen – dass es sich beim Brugger Altarbild um ein Werk des 19. Jahrhunderts handle (also um einen Ersatz für das wohl Roth’sche Gemälde von 1722), hat sich nun bestätigt: Auf der Rückseite des kürzlich abgenommenen Gemäldes findet sich die Jahreszahl 1866. Zusammen mit der Signatur „Maler Schley, Wurzach“ im Bild selbst (unten rechts) ist das Gemälde nun eindeutig einem Urheber zuzuordnen. Zuvor war uns nur bekannt gewesen, was Arnach-Chronist Hermann Haiss 1931 notiert hatte, dass nämlich Kunstmaler Schley das Brugger Altarbild „in den 1860er-Jahren renoviert“ habe.



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