Zum Hauptinhalt springen
Leserbrief

Ihr aber macht einen Feinkostladen daraus



Zum Artikel „Abschlussgottesdienst in der Spitalkapelle” (DBSZ vom 31. März)

Am 4. April um 18.00 Uhr wird die Spitalkapelle in einem Gottesdienst profaniert, also entweiht. Somit endet offiziell ihre sakrale Nutzung und der Weg ist frei für den Feinkostladen. Ein Ort des Gebets und der Besinnung wird damit zum Geschäft für exklusive Produkte.

Der Gemeinderat hat mit 16:3 Stimmen für diese Umnutzung gestimmt. Besonders bemerkenswert: Alle Christdemokraten (CDU) stimmten dafür. Christen, die sich doch eigentlich für den Erhalt kirchlicher Räume einsetzen sollten, haben entschieden, dass wirtschaftliche Interessen über dem Erhalt eines Ortes der Gemeinschaft stehen.

Der Altar und die Pietà (ital. für „Frömmigkeit, Mitleid“) bleiben – aber nicht mehr als Zeichen des Glaubens, sondern als kulissenhafte Dekoration für den gehobenen Einkauf. Es soll der Eindruck entstehen, dass hier weiterhin christliche Werte herrschen. Tatsächlich aber geht es um Kommerz, nicht um ein Miteinander im christlichen Sinne.

Jesus und die Händler im Tempel

In der Bibel gibt es eine Szene, die auf erschreckende Weise aktuell erscheint: Jesus jagt die Händler aus dem Tempel (Matthäus 21,12-13):

„Mein Haus soll ein Ort des Gebets sein, ihr aber macht eine Räuberhöhle daraus!“

Was würde Jesus heute tun? Würde er einfach zusehen, wie ein Gotteshaus in einen Feinkostladen verkommt? Würde er schweigen, wenn Menschen, die sich christlich nennen, wirtschaftliche Interessen über den Glauben stellen?

Kapitalismus – die neue Weltreligion?

Ob wir an Gott, Allah, Vishnu oder eine andere höhere Macht glauben, ist vielleicht gar nicht so entscheidend. Viel wichtiger ist, dass der Mensch begreift, dass er nicht das Größte ist. Dass er sich nicht als Mittelpunkt des Universums versteht, sondern sich an etwas Höheres zurückbindet.

Diese Rückbindung ist in allen großen Weltreligionen zentral. Doch heute scheint eine neue Religion ihren Platz eingenommen zu haben: der Kapitalismus. Während Religionen einst nach einem Sinn fragten, predigt der Kapitalismus nur eines: ewiges Wachstum.

Anstatt uns für den Erhalt unserer Lebensgrundlagen einzusetzen, klammern wir uns an ein zerstörerisches System. Wer am falschen Ort geboren wurde oder einfach zu spät das Licht der Erde erblickt hat – Pech gehabt.

Feinkost first – Gemeinschaft second!
Lukas Häfele, Ziegelbach

Leserbriefe sind Meinungsäußerungen. Die Redaktion der Bildschirmzeitung akzeptiert ein breites Spektrum an Meinungen. Nicht veröffentlich werden extremistische, persönlichkeitsverletzende oder offensichtlich wahrheitswidrige Äußerungen.

Bevorzugt veröffentlichen wir Leserbriefe zu lokalen und regionalen Themen. Aber auch Äußerungen zu allgemeinen Themen, die die hiesige Leserschaft bewegen, werden gerne entgegengenommen.



LESEN SIE HIERZU AUCH …

Kommentar

Ein Stich ins Herz

Die Erosion des kirchlichen Lebens ist längst schon in der Provinz, auch im einst stramm katholischen Oberschwaben, angekommen. In der Amtskirche gibt es seit geraumer Zeit konkrete Pläne, wie man sich angesichts schwindender Mitgliederzahlen von Baulasten lösen kann.  Dieser Prozess bezieht sich zunächst auf überständige Raum-Volumina jenseits der sakralen Räume. Aber es kommen auch da und dort schon Kirchenräume ins Visier.
von Gerhard Reischmann
veröffentlicht am 21. November 2024
Kommentar

Sündenfall

Zum Beschluss des Gemeinderates, die Spitalkapelle zum Zwecke gewerblicher Nutzung zu verpachten
von Gerhard Reischmann
veröffentlicht am 17. Dezember 2024
Leserbrief

Bad Wurzachs Kotau vor dem Kommerz

Zum Beschluss des Gemeinderates, die stadteigene Spitalkapelle für gewerbliche Nutzung freizugeben
Leserbrief

Ein gepflegter Kommerz ist wichtiger

Zur Diskussion um die künftige Nutzung der Spitalkapelle, insbesondere zum Kommentar „Ein Stich ins Herz“ (DBSZ vom 21. November)
von Christine Hofer-Runst
veröffentlicht am 2. Dezember 2024
Leserbrief

Es geht um das Gemeinwohl

Zur Diskussion um die Zukunft der Spitalkapelle, insbesondere zum Kommentar „Ein Stich ins Herz“ (DBSZ vom 21. November)
von Lukas Häfele
veröffentlicht am 2. Dezember 2024

NEUESTE BEITRÄGE

Bad Wurzach
Projekt „Digitalpate“ gemeinsam mit dem Salvatorkolleg

Seniorenrat organisiert Hilfe bei der Benutzung von Internetgeräten

Bad Wurzach – Der Stadtseniorenrat Bad Wurzach bietet in Zusammenarbeit mit dem Salvatorkolleg eine wöchentliche Sprechstunde zur Lösung von Bedienungsproblemen mit dem Smartphone, Tablet oder Laptop an.
Leserbrief

Viel Weihrauch auf die städtische Seele

Zum Bericht „Wie aus einer Kurklinik ein Gesundheitshotel wurde“ (DBSZ vom 12. April)
von Erhard Hofrichter
veröffentlicht am 13. April 2025
Erweitertes Angebot

Der Biergarten beim „Torfstecher“ ist eröffnet

Bad Wurzach – Am 11. April wurde der Biergarten des „Torfstechers“ eröffnet. Dieser wird aus einem Selbstbedienungs-Verkaufsstand im Außenbereich betrieben, mit einer eigenen Biergarten-Speisekarte und Flaschengetränken.  „Besonders freuen wir uns, unseren Gästen mit einem modernen Pagersystem (digitale Information) den Aufenthalt noch komfortabler zu machen; sobald das Essen bereit ist, werden Gäste per Pager benachrichtigt – so lässt sich die Zeit entspannt mit einem kühlen oder warmen G…
Der SV Arnach hat 1028 Mitglieder

Simone Brandl 30 Jahre im Ehrenamt, Willi Gut und Anton Brauchle 60 Jahre dabei

Arnach – Am 28. März hielt der SV Arnach seine ordentliche Mitgliederversammlung im Vereinsraum (Alte Schule) in Arnach ab. Vorstand Berthold Schöllhorn begrüßte alle Ehrenmitglieder, das Vorstandsteam, Abteilungsverantwortliche, Übungsleiter sowie alle Aktiven und Passiven. Des Weiteren begrüßte er den neu ins Amt gewählten Ortsvorsteher Manfred Braun, die Vertreter des Fördervereins Sportjugend Arnach sowie die Vertreter der örtlichen Vereine.
Neu im Ried in Bad Wurzach

Naturschutzzentrum erhält Spende und lässt damit Relax-Liegebank aufstellen

Bad Wurzach – Sabine Krüger, wissenschaftliche Bibliothekarin an der Landesbibliothek in Stuttgart und ihr Mann Jochen, ehemaliger Biologielehrer am Gymnasium Bad Waldsee, sind vor einigen Jahren von Stuttgart nach Bad Waldsee gezogen.
ANZEIGE

MEISTGELESEN

Bad Wurzach

TOP-THEMEN

Bad Wurzach
Gedanken zu Ostern Von Bernhard Müller Kann man einem anderen zeigen will, dass er sich irrt, muss man beachten…
Bad Wurzach – Unter dem Motto „Wer steckt dahinter?“ organisiert der Handels- und Gewerbeverein Bad Wurzach für seine M…
Wolfegg – Vor Kurzem wurde die Ausstellung „1525 – Bauernkrieg in Oberschwaben“ im Bauernhausmuseum in Wolfegg eröffnet…

Einzelhandel, Dienstleistungen und Handwerk in Allgäu-Oberschwaben

ANZEIGE
ANZEIGE

VERANSTALTUNGEN

Bad Wurzach