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Nur allzu schnell verging die Zeit

Heimspiel der Oberschwäbischen Dorfmusikanten – und ein ganz besonderer Gastdirigent



Foto: Ulrich Gresser
An zwei Tagen konzertierten die Oberschwäbischen Dorfmusikanten im Bad Wurzacher Kursaal.

Bad Wurzach – Die Oberschwäbischen Dorfmusikanten (OSDM) traten mit ihrem neuen Dirigenten Simon Föhr zu zwei Gastspielen in der Kurhaus-Kulturschmiede (Kursaal) in Bad Wurzach an. Als Ehrengäste hatten sie Peter Schad und dessen langjährige Sängerin Conny eingeladen. Und gaben mit Mundartdichter Hugo Breitschmid der Veranstaltung noch eine literarische Note.

Das Konzert, zu dem sich auch Gäste aus der Schweiz nach Bad Wurzach aufgemacht hatten, eröffneten Simon Föhr und seine Musiker mit dem Konzertmarsch „Sympatria“ von Thomas Asanger. Simon Föhr, der ehemalige Posaunist und Sänger der Dorfmusikanten, führte neben seinem Dirigat gemeinsam mit Goldkehlchen Carina Kienle durch das Programm. Für die Sängerin war es ebenfalls wie für den Posaunisten Jürgen Münsch aus Haidgau ein Heimspiel.

Dirigent und „Goldkehlchen: Simon Föhr und Carina Kienle.

Mit der beliebtesten Polka aus der Feder von Peter Schad mit dem bezeichnenden Titel „Ewig Schad“ waren Musiker und Publikum schon mitten im Konzertmodus. Nach dem Song „The Rose“, der durch Bette Midler seine Popularität erlangte und bei dem Carina Kienle erstmals ihren fantastischen Stimmumfang unter Beweis stellen konnte, war es Zeit für eine Dirigentenvorstellung. Carina erkannte dabei viele Parallellen zu Föhrs Vorgänger Peter Schad. Beide waren Posaunisten, die ihre ersten große Bühnenerfahrungen beim Heeresmusikkorps in Ulm sammelten. Beide studierten Musik auf Lehramt. Föhr ist Studienrat für Mathe und Musik am Gymnasium in Ehingen, als diplomierter Dirigent Leiter der Stadtkapelle Biberach und nebenbei leitet er auch noch einen Männerchor. Nicht fehlen durfte natürlich ein Hinweis auf sein Geburtsjahr 1983, das zufälligerweise gleichzeitig das Gründungsjahr der OSDM ist.

Walzer, Polka und „a Witzle“

Nach dem wunderschönen „Frühlingswalzer“ und der Polka „Jubiläumsklänge“ aus der Feder von Peter Schad, letztere schrieb er zum Zehnjährigen der OSDM, war es Zeit für einen Witz. Simon Föhr berichtete von einem mysteriösen Todesfall auf der Schultreppe. Die herbeigerufene Kripo in Person des Hauptkommissars Michael Kuhn (Flügelhornist der OSDM) kam dabei bei der Festlegung des Tatortes ins Schleudern: „Gymn.., Gimnas..). „Bringen wir sie rüber und schreiben einfach Post.“

Carina singt „Gabriellas Song“

„Gabriellas Song“ aus dem Film „Wie im Himmel“ sorgte für Gänsehautmomente und Carina Kienle empfahl, auch den Film einmal anzuschauen. Mit dem Lied „Nessaja“ aus dem berühmten Tabaluga-Musical von Peter Maffay zeigte Simon Föhr, dass auch er seine stimmlichen Qualitäten zu nutzen weiß. Nicht verkneifen konnte er sich mit dem ihm eigenen Humor einen weiteren Seitenhieb auf den Ex-Kommissar Michael Kuhn, der jetzt musikalisch auf dem Münchener Oktoberfest tätig war, mit dem Kommissar-Witz: „Kommt die Tochter des Kommissars aus dem Schullandheim mit den Worten nach Hause: Ich bin schwanger, hier ist die Liste der Verdächtigen.“

„An der schönen blauen Donau“

Auch Walzer gehören selbstverständlich zum Oeuvre der Oberschwäbischen Dorfmusikanten ebenso wie das von Chören gern gesungene Lied vom „Bajazzo“. Bei der Ankündigung des Strauß-Walzer „An der schönen blauen Donau“ bat Föhr das Publikum, seine Phantasie schweifen zu lassen und sich ihn als Karajan und seine OSDM als Wiener Philharmoniker vorzustellen.

Hugo Breitschmid und der „Babbadeckl“

Mundartdichter Hugo Breitschmid (Bild) eröffnete mit einem lustigen Wortspiel zum Thema „Babbadeckl“. Dann wurde es ernst: Das Gedicht „Mein Traum“ befasste sich mit Krieg und Frieden. Und leitete damit geschickt zum nächsten Titel „Ich glaube“ dem von Simon Föhr gesungenen, bisher noch weitgehend unbekannten Udo-Jürgens-Anti-Kriegstitel über. Zu denen auch in den heutigen unruhigen Zeiten der später von Carina Kienle interpretierte frühere Grand Prix-Eurovision Gewinnertitel „Ein bisschen Frieden“ zählt.

„Der alte Dessauer“ und Markus Elsers´ virtuose Interpretation gehört einfach zum Standardprogramm der Oberschwäbischen Dorfmusikanten. Mucksmäuschenstill war es im Kursaal, während Elses Soli, aber um so frenetischer fiel danach der Applaus des Publikums aus. Mit der von Simon Föhr komponierten Risstalpolka ging es danach in die Pause. Ein weiterer Solist ist Klaus Merk, der mit seinem Tenorhorn bei „Carrickfergus“ alle verzauberte.

„Dass ich das noch erleben darf“

Peter Schad durfte wie in der guten alten Zeit noch einmal „seine“ OSDM bei seiner neuen Jawoi-Polka dirigieren.

Zur „Jawoi“-Polka rief Föhr deren Komponisten Peter Schad auf die Bühne, um sie von ihm dirigieren zu lassen. Dieser sagte dazu einfach: „Dass ich das noch erleben darf.“ Natürlich durfte er nicht ohne Zugabe von der Bühne, was er mit den Worten quittierte, für die ihn das Publikum über all die Jahre liebte: „Oins hätt´r mir eh no gespielt.“

Auch das Teamwork zwischen Carina Kienle und Chef Simon bei den Duetten wie „Zigeunerkind“ oder „Der alte Schäfer“, vor dem Hugo Breitschmid noch seine gereimte Interpretation zum Thema Schäferstunde zum Besten gab, klappte hervorragend. Eine ganz tolle Adaption für Blasmusik von Smetanas Moldau bekamen die Konzertbesucher im zweiten Teil ebenso geboten wie ein weiteres Solo von Markus Elser bei „Spiel mir das Lied vom Tod“.

Und am Schluss „Ewig Schad“

Nur allzu schnell verging die Zeit mit dieser wunderbar niveauvollen Blasmusik, und als das Orchester „Wir Musikanten“ anstimmte, wusste jeder im Saal, dass es danach Zeit für Zugaberufe war. Und eine Zugabe wurde angesichts des anwesenden Peter Schad natürlich noch einmal die Polka „Ewig Schad“.
Text und Fotos: Uli Gresser

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Fotos: Ulrich Gresser

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