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Reutes Mutterhausorgel erklingt jetzt im österreichischen Burgenland

Ein zweites Leben für die Königin



Foto: Franziskanerinnen von Reute e.V.
Wendelin Eberle und Georg Pfeifer dritter vl mit Sr. Franziska

Bad Waldsee/Rohrbach – Vierzig Jahre lang begleitete die Mutterhausorgel die Gottesdienste der Franziskanerinnen im Kloster Reute. Am Sonntag, 2. Februar wurde sie in Rohrbach (Burgenland) ein zweites Mal eingeweiht. Nachdem sie im Kloster Reute dem Umbau wich, erklingt die Königin der Instrumente nun wieder. Bei Orgelweihe in Österreich war auch eine Delegation aus dem Kloster Reute dabei.

Seit 1983 hat die Rieger-Orgel in der Mutterhauskapelle im Kloster Reute die Gebetszeiten und Gottesdienste begleitet. Sie erklang zu freudigen Anlässen, ihr Klang gab aber auch Trost und Stütze. “Das kann wie kein anderes Instrument nur die Orgel – mit ihrem Klang und ihrer Vielgestaltigkeit unsere Herzen erreichen und bewegen und damit die Liturgie bereichern und vertiefen”, sagt Sr. M. Franziska Bachmann. Die Kirchenmusikerin im Kloster Reute hat die Orgel viele Jahre gespielt und kennt das Instrument in- und auswendig. Als die Planungen für Sanierung und Umbau im Kloster konkret wurden, war klar, dass die Orgel nicht in die zukünftige Kapelle umziehen kann. “Eine Orgel ist immer für einen ganz speziellen Raum mit seinen akustischen und räumlichen Eigenheiten konzipiert”, erklärt Sr. Franziska. Für den zukünftigem Gottesdienstraum in der Franziskuskapelle wird ein neues Instrument beschafft. Was aber mit der vorhandenen Orgel anstellen?

Zufall und Glück halfen mit

Als die Orgel im August 2022 zum letzten Mal im Gottesdienst der Schwestern erklang, sahen sich im rund 700 km entfernten Rohrbach im österreichischen Burgenland die Verantwortlichen in der Pfarrei St. Sebastian mit der Tatsache konfrontiert, dass die vorhandene Orgel nicht mehr sanierungsfähig war und ein neues Instrument dringend benötigt wurde. Da eine neue Orgel die finanziellen Möglichkeiten der Gemeinde absehbar übersteigen würde, mussten Zufall und wahrscheinlich auch ein Wink von oben mithelfen. Über mehrere Stationen kam der Kontakt zur Orgelbaufirma Rieger zustande und diese brachte die Mutterhausorgel im oberschwäbischen Reute ins Spiel. Im Sommer 2023 kam eine Gruppe aus Rohrbach zum Probespielen nach Reute und man war sich schnell einig, dass die Mutterhausorgel nach Österreich umziehen sollte. Doch die Gemeinde in Rohrbach brauchte noch einen langen Atem für ihr Orgelprojekt, denn auch die Kosten für die gebrauchte Orgel waren nicht ohne weiteres aufzubringen. Mit Benefizkonzerten, einem Orgelwein und zahlreichen Spenden konnte Siegmund Gruber mit seinem Orgelteam den nötigen Betrag aufbringen. Pfarrgemeinderat Heinz Mihalits stellt rückblickend fest, dass “nicht nur die Anschaffung der neuen Orgel für unsere Pfarrgemeinde ein einmaliges Ereignis ist, sondern sämtliche Veranstaltungen und Aktionen rund um dieses Projekt die Gemeinschaft in unserer Pfarre förderten und viel dazu beitrugen, dass unsere Pfarre eine lebendige Pfarre bleibt”.

Bereit für ein zweites Leben

Im Spätsommer 2023 wurde die Orgel in Reute abgebaut. Zwei Tage lang waren die Orgelbauer im Kloster, sortierten die Bauteile akribisch in sicheren Behältnissen. In der Werkstatt des Orgelbauunternehmens in Schwarzach/Vorarlberg wurden die Orgelteile aufbereitet und, wo nötig, angepasst. Die moderne Architektur der Kirche in Rohrbach erforderte ein neues Gehäuse. Weil die Platzverhältnisse in St. Sebastian etwas großzügiger sind als in der Mutterhauskapelle, konnte auch das Gehäuse großzügiger dimensioniert werden. Die vorhandene Technik wurde beibehalten und aufbereitet, der Klang an den neuen Ort angepasst, oder – wie Orgelbauer Wendelin Eberle es augenzwinkernd formuliert – “den schwäbischen Akzent ein wenig abgemildert”. Damit steht dem Instrument ein langes Weiterleben bevor. Die lang ersehnte Einweihung fand nun am vergangenen Wochenende statt.

Anspannung vor der Orgelweihe

Die Gruppe aus Reute mit Generaloberin Sr. Maria Hanna, Generalrätin Sr. Franziska und Projektkoordinator Claus Mellinger war bereits am Vortag der Weihe angereist und konnte der offiziellen Abnahmeprozedur beiwohnen. Bis zuletzt war das Team der Orgelbauer damit beschäftigt, den über tausend Pfeifen die richtige Stimmung zu geben. Die Freude über das neue Instrument war den Rohrbachern anzumerken, allen voran Siegfried Gruber, dem Motor des Orgelprojekts. Am Sonntag wollten zahllose Menschen in der proppenvollen ihre neue Orgel sehen und hören. Für Pfarrer Josef M. Giefing, der die Weihe vornahm, ist sie schon jetzt “ein Blickfang und ein Ohrenschmaus”, und er wünscht sich, dass die “neue Orgel für viele Menschen eine Bereicherung in ihrem Leben und ihrem Glauben ist”. Generaloberin Sr. Maria Hanna Löhlein brachte die Gemütslage an diesem Tag auf den Punkt: “Hier kann die Orgel sich nun in ihre Herzen spielen, im gemeinsamen Gesang zusammenführen und ihre Liturgie bereichern. Uns verbindet nun also nicht nur der lange Atem und das Brennen für unsere Herzensprojekte, sondern auch die Geschichte der Rieger-Orgel, die hier in der Kirche St. Sebastian ihre Fortsetzung findet. Ich wünsche ihnen, dass sie ihnen die Melodie Gottes in die Herzen spielt”. Und auch die Orgelbauer können sich freuen. Sie dürfen auch das neue Instrument für das Kloster Reute bauen.

Wendelin Eberle (links) und Georg Pfeifer (Dritter von links; Orgelbau Rieger) mit Sr. Franziska und Generaloberin Sr. Maria Hanna.

Eduard Kutrowatz an der „Reutener Orgel“ in Rohrbach.

Bis kurz vor der Einweihung wurde an der Orgel gearbeitet.

Aus Reute nahmen Sr. Franziska und Sr. Maria Hanna an der Einweihung teil.




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