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Konflikt im Freibad

Schwimmen lernen in Leutkirch



Foto: Stadt Leutkirch
Das Freibad am Stadtweiher. Eine private Schwimmschule hat dort Kurse angeboten. Das hat Konflikte mit Badegästen ausgelöst.

Leutkirch – In Deutschland sind 2023 mindestens 378 Personen ertrunken. So die Zahl der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). Mehr als 2022. Die DLRG beklagt, „dass mehr als jedes zweite Kind nach Verlassen der Grundschule nicht sicher schwimmen kann“.  Wie ist das in Leutkirch? Dazu gab es am vergangenen Donnerstag, 16. Mai, ein Gespräch bei Oberbürgermeister Hans-Jörg Henle. Thema: Wie werden wann wem und von wem wo Schwimmkurse in der Nibelstadt angeboten? Darüber soll der Gemeinderat in seiner nächsten Sitzung am 17. Juni entscheiden.

Sommerzeit – Badezeit. Da lebt wohl besser, wer sich sicher im Wasser aufhalten kann. Notfalls auch, wenn Starkregen Bäche und Flüsse anschwellen lassen. Das gilt gerade auch für den Nachwuchs. Im September 2024 werden in Leutkirch 249 Buben und Mädchen eingeschult. „Uns ist einfach wichtig, dass die Kinder schwimmen lernen.“  So der Wunsch von Katrin Scholl aus Balterazhofen. Sie setzt sich in einer Elterninitiative dafür ein. Die Internetadresse dieser Interessensgemeinschaft Schwimmkurs Deutschland (IG Schwimmkurs Deutschland) lautet: https://ig.schwimmkurs-deutschland.de/

„Wo sollen unsere Kinder schwimmen lernen?“, fragt die IG Schwimmkurs in ihrer Internetseite. Denn: „Die Suche nach Schwimmkursplätzen gleicht einem Wettrennen.“ Hintergrund: „Immer mehr Wasserflächen in Deutschland werden für Schwimmkurse geschlossen.“ Was das wirklich bedeutet, spürt die Balterazhofer Mutter selbst. Nachdem sich ihr erstes Kind im Freibad Stadtweiher von der „Schwimmschule Allgäu“ vergleichsweise sicher bewegen lernte, erfuhr Katrin Scholl von Schwimmlehrer Alfred Hartmann gegen Mitte Mai, „dass ich (Hartmann) in Leutkirch nicht weiter unterrichten werde“. Hartmann, Inhaber der „Schwimmschule Allgäu“ aus Gopprechts bei Waltenhofen (nahe Kempten), erklärte dazu im Leutkircher Jugendgemeinderat (am 13. Mai), es sei bei seinen Kursen im Freibad Stadtweiher „ein Tohuwabohu“ entstanden. „Es beschwerten sich Badegäste“ über die Kurse für Kinder. Dies habe Julia Panzram ihm so mitgeteilt. Sie ist bei der Stadt Leutkirch für Touristinfo & Bäder zuständig.

Alternativangebote der Stadt

Gegenüber der Bildschirmzeitung bestätigte Julia Panzram die einstweilige Nichtzulassung des Hartmann’schen Schwimmunterrichts auf städtischem Gelände. Und zwar wegen „vieler Beschwerden von Eltern, deren Kinder wegen der Schwimmschule Angst haben und sich nicht mehr ins Planschbecken trauen“. Allerdings habe die Stadtverwaltung dem privat-gewerblichen Schwimmlehrer Alfred Hartmann angeboten, weitere Kurse für Kinder jeweils montags ab 9.00 Uhr im Freibad Stadtweiher und in der Grundschule Oberer Graben je am Dienstagnachmittag oder -abend abzuhalten. Am Oberen Graben zwischen Pfingsten und den Sommerfreien. Hartmann nahm diese Offerte nicht an. Begründung: Er brauche jeweils drei Termine pro Woche für seine Schwimmkurse.

Einigkeit im Grundsatz? Dass Mädchen und Buben viel mehr schwimmen gelehrt werden sollte, ist unstrittig. So lud Oberbürgermeister Hans Jörg Henle am vergangenen Donnerstagnachmittag, 16. Mai, zu einer Besprechung ins Rathaus. Neben zwei Eltern und Beschäftigten des Freibads Stadtweiher nahmen daran auch die Bäder-Beauftragte Julia Panzram und Schwimmschul-Lehrer Alfred Hartmann teil. Die Balterazhofer Mutter Katrin Scholl saß als Vertreterin der Eltern mit dabei. OB Henle sei „sehr streng reingegangen in das Gespräch“, so die Schilderung von Karin Scholl. Dabei habe sich vor allem Schwimmlehrer Hartmann als Zielscheibe der Kritik aus dem Rathaus erwiesen. Der so Angegriffene sei betont zurückhaltend aufgetreten. Während der Unterredung habe der Oberbürgermeister dann „sehr entspannt“ gewirkt. So empfand die Mutter das Stadtoberhaupt als „sehr lösungsorientiert“.  Zielrichtung: Der Gemeinderat solle in seiner nächsten Sitzung am 17. Juni genauere Regelungen beschließen, wer wie wann wo auf Markung Leutkirch schwimmen lernen kann – und von wem.

Stadt bemüht sich um die Organisation von Kursen im Freibad

Bei der Erörterung bei Oberbürgermeister Henle sicherte die Stadtverwaltung den Eltern zu, „deren Anregungen und Bitten zu prüfen“. So berichtete es die Bäder-Beauftragte Julia Panzram der Bildschirmzeitung. Das Rathaus befinde sich bereits im Gespräch mit Anbietern, die „seit Jahrzehnten eine Vielzahl an Schwimmkursen“ in Leutkirch durchführten. Da nannte Panzram vor allem die Deutsche Lebens-Rettungsgesellschaft (DLRG) und die Volkshochschule (vhs). Angestrebt werde „die Organisation weiterer Schwimmkurse“. Daher sei nicht auszuschließen, dass Panzram noch im Mai erfreuliche Aussichten zu den Schwimmkursen schildern könne. Schon jetzt (21. Mai) stehe nämlich fest, dass inzwischen mehr Fachkräfte im Freibad Stadtweiher arbeiten. In diesem Zusammenhang werde angestrebt, Schwimmkurse auch direkt von diesen Fachleuten im Freibad Stadtweiher durchführen zu lassen. Die Eltern, die sich wegen der Schwimmkurs-Angebote an sie gewandt hatten, möchte Julia Panzram aktuell informieren. Die endgültigen Regelungen seien dann am 17. Juni „grundsätzlich durch unseren Gemeinderat (zu) entscheiden“. Damit soll dann der „Schwimmnotstand in Deutschland“, den die Interessengemeinschaft Schwimmkurs Deutschland beklagt, zumindest in Leutkirch beendet werden. 
Julian Aicher


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