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Worum – Dorum

Die Narren übernahmen in Bad Wurzach das Zepter



Foto: Ulrich Gresser
Er hat ihn, den Rathausschlüssel: Zunftmeister Dominic Neher. Bürgermeisterin Alexandra Scherer wird in den Urlaub geschickt.

Bad Wurzach – Mit der Übergabe des Stadtschlüssels an Zunftmeister Dominic Neher kapitulierte Bürgermeisterin Alexandra Scherer am Gumpigen Donnschtig vor den Narren, die bis Aschermittwoch in der Stadt das Sagen haben.

Nach dem Sturm auf die Zentrale der Wurzacher Macht im Amtshaus, bei dem sich die Narren erst einmal stärken mussten, wurde die Bürgermeisterin vom Elferrat unter den Klängen der Lumpenkapelle zum Podest beim Marienbrunnen „abgeführt“, wo sie dann die Insignien ihrer Macht an die Narren abtreten musste.

Zunftmeister Neher hatte, ehe er den Rathausschlüssel übernahm, noch einige kritische Anmerkungen zum Stadtgeschehen in der letzten Zeit zu machen. Er merkte an, dass der Gemeinderat es nicht nett findet, dass der jetzt Turm nicht kommt, er aber Frau Bürgermeisterin Scherer zustimme, das Abstimmungsergebnis so stehen zu lassen und man es sich auch in Zukunft gut gehen lassen solle. Aber er hatte den Vorschlag, die Bäume am geplanten Turmstandort trotzdem zu fällen, um daraus ein paar Brücken im Kurpark zu bauen, weil man dort momentan Flügel brauche, um keine nassen Füße zu bekommen.

Schön sei, dass das Kurhaus wieder auf habe und man im „Torfstecher“ sehr gut esse: „Die kennet sich weit rumm mit de Wirtschafta messa.“ Aber bevor er ins Sinnieren komme, wolle er sein Augenmerk wieder aufs Wesentliche richten: „I hos eich vorher scho adeited, dass Macht heit in unsre Händ´ gleitet, do hilft koi Bitta ond koi Bettla, sie werrat´s Rothaus it verretta.“

Die Bürgermeisterin warf den Narren vor, dass sie zu spät gekommen seien, eine Woche früher hätte man sie im Rathaus mit Handkuss empfangen. Gleichzeitig lobte sie die Zunftoberen, weil sie clever abgewartet hätten, wie die Wahlen ausgingen, „Ihr send scho gscheide Leit.“ Nach den Wahlen seien ja jetzt alle urlaubsreif, „dann lass´i eich halt regiera, was soll etz au no groß bassiera.“ Und weil man ja jetzt keinen Turm bauen wolle, sei man auf der Suche nach Alternativen: „Für dr´Kurpark hätt I a Idee, an Speakers Corner wär doch schee.“ Dann wolle niemand mehr eine Kundgebung starten und müsste nicht mehr lange auf die entsprechende Genehmigung warten.

Nachdem der Rathausschlüssel die Seiten gewechselt hatte, war es an der Zeit, den Narrenbaum aufzurichten. Wie heißt es im Sprichwort so schön: „Zu viele Köche verderben den Brei!“ Mit der geballten Kraft von 40 (!) Zimmermännern und einer Zimmerfrau (?) aus der ganzen Großgemeinde ging man daran, ihn mit Scheren aufzurichten. Das war wohl etwas zuviel Power, denn der Narrenbaum hätte sich beinahe ans Rathaus angelehnt.

Beim obligatorischen Zimmermanns-Klatsch wurde es auf dem Podest richtig eng.

Doch der Reihe nach: Wie in jedem der letzten Jahre übernahm Franz-Josef Maier, genannt „Chief“, das Kommando beim Aufrichten und rezitierte dabei den Narrenbaumspruch des ehemaligen Stadtbaumeisters und gelernten Zimmermanns Peter-Paul Thum. Dass die Ansage, „Leit ganget auf d‘ Seit , ’s ka sei, dass d’r Bomm au umfalla ka“, seine Berechtigung hat, hat sich gezeigt – siehe oben.

Bevor das Werk vollendet war, fiel dem sonst so schlagfertigen Chief (Bild), der sagte: „Zu Wuza fallt mir etz grad nix Neis me ei“, dann doch noch ein Spruch ein, der zum Nachdenken anregen soll: „Auch in Bad Wurzach gilt der Spruch: Wenn ma nicht will, was ma kriagt, kriagt mo moischtens grad des, wa ma it will.“

Die Narrenbaumsteller des Jahres 2025.

Einzug ins Kurhaus.

Und nach dem Zimmermanns-Klatsch und nachdem einige Maßkrüge auf dem Rednerpodest gekreist waren, machten sich die großen und kleinen Narren unter den Klängen des Fanfarenzugs auf den Weg zum Kursaal, jetzt „Kulturschmiede“, auf, wo die Narrenzunft ein kleines Programm mit Malen, Spielen und Tanzen für die Kleinen vorbereitet hatte, auch Essen und Trinken für alle.
Text und Fotos: Uli Gresser

Viele Bilder in der Galerie



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Fotos: Ulrich Gresser

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